ortsplanerische ausgangslage
dominant und selbstbewußt beherrscht die neue pfarrkirche götzis das ortszentrum von götzis-markt, flankiert von dem nicht minder selbstbewußten gebäude der volksschule aus dem 19.jh.
die notwendigkeit der erweiterung der volksschule sollte diese klarheit der gegenseitigen positionierung auf keinen fall stören, sondern muss sie vielmehr weiterführen.
die umgebende bebauungsstruktur ist in der maßstäblichkeit absolut heterogen, und dennoch ist eine angemessene reaktion sowohl auf das benachbarte einfamilienhaus als auch auf die besondere vorplatzsituation mit anschließender bellevue- und therapieterrasse des generationenhauses zu berücksichtigen.
ortsplanerischer lösungsansatz
die erweiterung sieht zunächst die entfernung des „unglücklich“ angefügten bauteils der 1960 jahre vor, positioniert einen dreigeschoßigen bauteil an der marktstrasse und fügt zwischen die beiden lehreinheiten den gemeinsamen eingangsbaukörper mit davorliegendem schulplatz.
damit erfährt die kirchenapsis eine gewisse rahmung mit einem städtebaulichen gegengewicht zur bestehenden baumasse der volkschule.
der gewünschte sportplatz ist – zentral gelegen - ein wichtiges element für die dorfgemeinschaft. um einer ausdünnung des zentrums entgegenzuwirken, liegt der platz gut erreichbar für schulkinder und kommune am dach des eingeschoßigen verbindungstraktes über dem turnsaal.
architektonisches konzept
das schulgebäude aus dem 19.jh. ist klar strukturiert und großzügig belichtet. so weisen sämtliche klassen die besonderheit der übereckbelichtung auf. allerdings wurde diese klare organisation durch den anbau der 1960 jahre verunklärt.
die pädagogischen absichten verlassen nun den frontalunterricht, und benötigen für „aktives, konstruktives Aneignen von Wissen auf vielfältigen Wegen“ „Raumnutzungskonzepte, die mehr Flexibilität in der Nutzung zulassen“. die bestehende volksschule ist durch den abbruch des 1960er gebäudes, die veränderung der erschließung und die anfügung von freiklassen durchaus in der lage diesen nutzungskonzepten ein entsprechendes räumliches angebot bereitzustellen.
organisatorisch können je zwei lernbereiche im bestand 1. und 2. og und im neubau 1.und 2.og angeboten werden. die kernlernbereiche sind eigenständige einheiten, gruppiert um den marktplatz mit direkt angeschlossener freiklasse, die einfach mit hausschuhen jederzeit und wettergeschützt zu nutzen ist. ein wichtiges angebot nicht nur in zeiten der pandemie.
das erdgeschoß des neubaus und des bestands werden für „sonderräume“ wie pädagog*innenbereich im altbau und kreativbereich mit den gewünschten zusätzlichen aussenflächen im neubau genutzt.
der bestehende schulzugang des altbaus kann weiterhin für den zugang zum verwaltungsbereich genutzt werden, der haupteingang der schule wird jedoch barrierefrei und mit einem großzügigem schulvorplatz zwischen den lernhäuser gebettet. die aula mit anschließendem offenen turnsaal, ist eine raumabfolge, die für gemeinsame schulveranstaltung ein großzügiges angebot offeriert. die lage ermöglicht auch die nutzung durch vereine, kommune etc., da sie gut von den lernbereichen der schüler*innen trennbar ist.
der dachraum des bestandes wird als option für die zukunft gesehen und den technischen anforderungen entsprechend saniert, mit guter natürlicher belichtung versehen und ist einer noch offenen nutzung vorbehalten.
bestand
die charakteristik des bestandsgebäudes wird erhalten, und vom anbau befreit.
die dachhaut bleibt richtung marktplatz in der bestehenden silhouette und wird durch dachgleiche belichtungsbänder ergänzt. richtung südosten wird das bestehende dach in gleicher form behandelt und erhält eine gläserne gut abschattbare fuge, um die erschließung bis ins dachgeschoß zu führen.
nordostseitig wird der bestand um ein möglichst schlankes „regal“ ergänzt, dass zum einen die vertikalerschließung, zum anderen die notwendigen direkt zugeordneten freiklassen für die kernlernbereiche anbietet.
die bestehenden „übereckklassen“ werden durch transparente öffnungen mit dem „marktplatz“ zu einer raumeinheit verbunden.
die weiteren umbaumassnahmen im bestand sind auf die technisch notwendigen (wie deckenverstärkungen etc) und den abbruch der stiege mit deckenergänzungen beschränkt.
neubau
der neubau tritt als eigenständiges volumen an der marktstrasse auf. das erdgeschoss gibt einen guten einblick in die künstlerischen aktivitäten der schule. die obergeschosse sind bis zum arbeitsparapet lichtdurchflutet, die erker der klassenbereiche bieten rückzug und beobachtungsposten für die schüler*innen an.
die gemeinsame aula mit anschließendem turnsaal liegt als offenes kontinuum, mit abtrennbaren musikräumen zwischen bestand und neubau. ein treffpunkt aller alterstufen vor, nach und während der schulzeiten.
ein „rückgrad“ an freiklassen über dem ersten obergeschoss verbindet den bestand mit dem neubau und lädt zu übergreifenden outdoor-lernformaten ein.
brandschutz- und fluchtwegekonzept
das gegenständliche wettbewerbsprojekt wird aus brandschutztechnischer sicht in die gebäudeklasse 4 gemäß oib richtlinie 2 (+ 10,55m fok) eingestuft.
abweichend von pkt.7.2.3. der oib rl 2 wird für das bestandsgebäude ein sicheres treppenhaus gemäß oib rl 2 pkt. 5.1.1 b. projektiert. um das schutzniveau zu erhöhen wird das treppenhaus gemäß dem nächsthöheren schutzniveau, gemäß tab 2b mit rauchabzugseinrichtung, projektiert.
zudem wird im 1.og ein zweiter unabhängiger fluchtweg über die dachlandschaft geplant. um eine frühzeitige alarmierung und entfluchtung der im gebäude befindlichen personen zu gewährleisten wird zusätzlich eine automatische brandmeldeanlage im schutzumfang vollschutz für das schulgebäude umgesetzt.
konstruktion / materialität
um eine große nutzungsvariabilität im inneren des gebäudes zu ermöglichen, werden im neubau tragende wandscheiben nur in dem ausmaß eingesetzt, wie sie für die horizontalaussteifung des gebäudes erforderlich sind.
über dem turnsaal kommen vorgespannte stahlbetonträger zum einsatz, sie müßen nur die lasten des sportplatzes tragen, es werden über dem turnsaal keine räume angeordnet.
bei der wahl der baustoffe wird großes augenmerk auf die belange ökologischer rucksack, co2- emission durch herstellung, transport und rückbau der baustoffe gelegt.
alle unterrichtsräume, offene lernzonen, marktplätze werden mit holzböden ausgestattet, um den boden als sitz- oder spielfläche aufzuwerten.
die hinterlüfteten fassaden im neubau werden mit holzschalung, die fenster als holz-alu-konstruktionen ausgeführt. die transparenten flächen werden mit einem wirksamen, außenliegenden sonnenschutz versehen. bäume vor der fassade tragen zusätzlich zur abschattung bei.
energetisches konzept
das energiekonzept beruht auf der passiven optimierung des gebäudes inkl. dem verzicht auf abgehängte decken zur nutzung der verfügbaren speichermassen (stahlbetondecken und –wände oder massivholzdecken und -wände).
akustikelemente werden so ausgeführt, daß die speichermassen aktiviert werden können.
grünflächen auf den dächern mit einer starken humusschicht absorbieren und verzögern den energieeintrag und tragen somit zu einer zusätzlichen thermischen stabilisierung bei. während der verdunstung der erdfeuchte tritt ein kühleffekt durch die dabei frei werdende latente wärme ein.
die wärmeversorgung kann über den bestehenden fernwärmeanschluß hergestellt werden, optional ermöglichen tiefensonden oder brunnenwasser das kühlen des gebäudes, konditionieren die raumluft, bei bedarf können teilbereiche mit bauteilaktivierung vorgesehen werden.
auf den geneigten dachsheds stehen flächen für photovoltaik zur verfügung.
lüftungskonzept
die unterrichts- und verwaltungsräume werden mit einer kontrollierten klassenzimmerlüftung mit wärmerückgewinnung und zulufteinbringung in die unterrichtsräume mit anschließender überströmung über schallgedämmte überströmelemente in die angrenzenden offenen lernzonen und aufenthaltsbereiche, von wo aus die absaugung stattfindet, ausgerüstet. mit der gewählten luftführung wird eine ausreichende frischluftversorgung der nutzer, unabhängig ihres aufenthaltsortes im raumverband, bei gleichzeitiger reduktion des luftförderstromes auf das notwendige minimum, gewährleistet.
bei veranstaltungen im turnsaal kann die für einen vollbesetzten turnsaal notwendige luftmenge von der anlage übernommen werden.
in der nacht können bei entsprechender außentemperatur die oberlichten geöffnet und somit eine querlüftung ermöglicht werden. mit dieser maßnahme wird die warmluft aus dem gebäude abgeführt und kühlere außenluft eingebracht. mit der nachtluft werden die speichermassen wieder abgekühlt und die räume für den nächsten tag vorkonditioniert.