2011

schwimmhalle hennigsdorf

nicht offener realisierungswettbewerb
  • wettbewerb
leitgedanken des entwurfs
das grundstück für das neue schwimmbad ist vom denkmalgeschützten ehemaligen gymnasium und einem park mit beeindruckend hohen bäumen geprägt. die überlegung, das bestandsgebäude in die planung miteinzubeziehen, wurde fallengelassen, da aufgrund der vorgabe, das bestandsgebäude des ehemaligen gymnasiums umfahren zu können, eine anbindung an das neue schwimmbad erst ab einem zweiten obergeschoß möglich wäre. grundgedanke des entwurfs ist ein freistehender, solitärer baukörper im ehemaligen gymnasiumsfreibereich, der sich in seiner grundrissgeometrie ganz bewußt an keine bestehenden grundstücks- oder gebäudekanten orientiert, um die position von alt und neu zu unterstreichen. unter einer schwebenden, begrünten und gefalteten landschaft entsteht der erlebnisraum des neuen schwimmbades. der wellnessaußenbereich bettet sich in diesen hochgehobenen grünfreiraum und bildet einen geschützten innenhof mit blick in die bäume.

raumprogramm
eingangsbereich, verwaltung, garderoben, gastronomie für das bad, sport-, kinder- und erlebnisbereich befinden sich auf einer ebene, welche sich leicht ins geländeniveau einsenkt. der große, zusammenhängende badebereich wird mit einem sitz- und liegehügel optisch und mit einer glaswand (optional) akustisch in die zwei bereiche sportbad und erlebnisbad mit kleinkinderbereich zoniert. 
der gesamte wellness- und saunabereich ist im obergeschoß situiert, einschnitte im dachbereich ermöglichen einen intimen, vor einblicken geschützten großzügigen freiraum, der in terrasse und grünraum gegliedert ist. die erforderlichen technikflächen befinden sich direkt neben den wasserbecken im untergeschoß. der chlorgaslagerraum wird in einem eigenen, bei den parkplätzen situiertem gebäudeteil errichtet.

funktionalität
der eingang in das schwimmbad liegt direkt an einer neuen fuß- und fahrradverbindung zwischen neuerdorfer- und rathenaustraße in unmittelbarer nähe zu den neuen parkplätzen in der nordwestecke des grundstücks. das bodendenkmal wird nicht mit parkplätzen überbaut, der nördliche bereich bleibt unberührt. bereits im eingangsfoyer kann der besucher den badebereich überblicken und sich orientieren. hier befindet sich welcome-desk, sanitätsraum und ein kleiner, eintrittsfreier gastrobereich. im foyer trennen sich die wege zum schwimmbad im eg und in den wellnessbereich ins og. die gastronomiebereiche für das bad und für den wellnessbereich liegen mit einem speiselift verbunden übereinander, beide haben jeweils direkt davor liegende, teilweise überdachte aussenbereiche. eine mikroperforierte, abgehängte foliendecke (membran) sorgt gemeinsam mit horizontal und vertikal geschwenkten oder gekippten, zum teil akustisch wirksamen fassaden für eine optimale raumakustik.

freiraum
der schwebende grünteppich bildet dach und fassade des obergeschoßes, berührt kaum merklich das gelände, wo neues und bestehendes grün verschmelzen. die anordnung des gebäudes und der internen raumaufteilung wurde so gewählt, dass an allen seiten eine direkte zuordnung von nutzbaren, teilweise regen- und sonnengeschützten freiräumen möglich ist und somit die innenräume eine fortsetzung im freiraum erfahren. um den freiräumen einen gewissen schutz zur umgebung (straßen, bestandsgebäude) zu geben, wird das gelände geformt. es entstehen keilförmige geländekörper mit kleinen böschungen zu den straßen und zum bestandsgebäude, der aushub der baugrube muß nicht zur gänze abtransportiert werden. große teile des daches und der wände werden begrünt, um den neuen baukörper optimal in den bestehenden grünraum zu integrieren. die fünfte, grüne fassade ist für die höheren obergeschoße des bestandsgebäudes ein wichtiges ansichtselement mit vorteilen für das stadtklima, die artenvielfalt  den niederschlagswasserrückhalt und zusätzliche wärmedämmung.  

konstruktion
das statisch-konstruktive system des gebäudes wird aus der konzipierten, hohen nutzungsflexibilität entwickelt. hohe variabilität der nutzflächen bedeutet eine minimierung von tragenden wänden und vermeidung von unterzügen. im abschnitt des nördlich angeordneten geschossbaus (saunabereich) werden unterzugslose betonflachdecken über einen raster aus stützen und wenigen, zur aussteifung unbedingt notwendigen wandscheiben angeordnet. alle wasserbecken im obergeschoß werden direkt auf stützen bis ins untergeschoß aufgelagert. die großen spannweiten über der stützenfreien schwimmbadhalle  werden über zwei stahlfachwerksträger mit holzfertigdecken sehr wirtschaftlich gelöst. die beiden auskragenden ruhegalerien in der schwimmhalle lagern auf den beiden tragenden außenwandscheiben auf. die aussteifung des gebäudes wird über minimierte wandscheiben bzw. verbände gewährleistet. die fundierung des gebäudes erfolgt über eine flachgründung in weisser-wannen-bauweise. 
 
lichtführung, materialwahl und farbgestaltung
großes augenmerk wird auf eine ausgewogene natürliche belichtung aller bereiche gelegt. das spiel des tageslichtes im wasser und seine reflexionen sind von hoher attraktivität. das erdgeschoß ist nach allen seiten völlig verglast und ermöglicht großzügige ein- und ausblicke. nur in den garderoben und in nebenräumen, welche an der fassade liegen werden gläser teilweise transluzent ausgeführt. große, nach norden ausgerichtete lichtsheds lassen gleichmäßiges tageslicht in die schwimmhalle. im gegensatz zur lichtdurchfluteten schwimmhalle bekommt der wellnessbereich im obergeschoß eine geschlossene fassade nach außen. diese vermittelt schutz und geborgenheit für den nacktbereich und die ruhegalerien. sie erhält gezielt gesetzte fensteröffnungen dort, wo ein ausblick in die bäume gewünscht wird, wie zum beispiel in den ruhegalerien. hier fungieren die fensteröffnungen auch als sitz- und liegenischen mit dem unmittelbaren blick in den park. der wellnessbereich öffnet sich transparent zum eigenen geschützten innenhof. die material und farbgestaltung soll eine unaufgeregte eleganz vermitteln, im badebereich helle böden und wände, um die blauen wasserbecken in den vordergrund zu setzen. im wellness werden dunkle oberflächen eingesetzt um die nacktbereiche in ein gedämpftes, warmes, den körpern schmeichelndes licht zu setzen.
nachhaltigkeit und energieeffizienz
zur gewährleistung des ökonomischen betriebes wurde ein gebäudetechnisches versorgungskonzept erarbeitet, das den energieverbrauch reduziert und in der folge eingesetzte energie nach dem aktuellen stand der technik wieder zurückgewinnt. 
schwerpunkt dieses lösungsansatzes ist die gestaltung der energieoptimierte gebäudehülle, welche durch passive solarenergienutzung in der lage ist, den energieeinsatz auf ein minimum zu reduzieren.
basierend auf dem grundsatz des geringst möglichen energieverbrauches (optimierung der energiekosten) sind wärmerückgewinnungen aus abwärme und abwasser zur beheizung des raumes, der beckenwässer und zur warmwassererzeugung vorgesehen. 
für den bereich der elektrotechnischen verbraucher sind lastabwurfschaltungen vorgesehen um den spitzenverbrauch zu verhindern bzw. zu optimieren. 
all diese maßnahmen werden mittels einer dem stand der technik entsprechen ddc - technik automatisch geregelt und durchgeführt, sodass mit einem minimum an personalaufwand ein optimierter betrieb durchgeführt werden kann.

energiekonzept
ergänzend zum konzept der reduktion des primärenergiebedarfs sieht die energieoptimierung vor, den verbrauch von energie durch entsprechende anlagen zu steuern und zu reduzieren. 
der duschwasserbedarf wird durch zeitbegrenzungseinrichtungen in den armaturen an den bedarf angepasst. durch einsatz zeitgemäßer digitaler regelanlagen kann der energieeinsatz weiter reduziert werden. 
durch eine optimierte badewasseraufbereitung und aufbereitung der spülabwässer wird der frischwasseranteil minimiert und trägt so zum ökonomischen betrieb der badeanlage bei.
zur wärmerückgewinnung aus der schwimmhallen- und duschraumabluft wird ein lüftungsgerät mit einer zweistufigen wärmerückgewinnung von über 80 % eingesetzt. 
durch abkühlung der abluft unter ihren taupunkt, kann die „verdunstungswärme" durch einsatz einer zentralen wärmepumpe zurück gewonnen werden. die antriebsenergie der wärmepumpe steht darüber hinaus zur wärmerückgewinnung zur verfügung. 
durch die kombination der wärmepumpe mit einem plattentauscher kann die elektrische leistung der wärmepumpe, und damit auch der stromverbrauch des kompressors klein gehalten werden. 
der schwimmhallenluft wird nur der hygienisch erforderliche frischluftanteil beigemischt. wärme aus den anderen bereichen wird mit plattentauschern und einer rückwärmzahl von über 65 % zurück gewonnen. für den wärmerückgewinn aus dem duschabwasser ist ebenfall der einsatz der zentralen wärmepumpe vorgesehen, deren abwärme über den wärmerückgewinnungs-verbund genutzt wird. zur gesonderten erfassung dieser abwässer ist ein eigenes rohrleitungssystem vorgesehen. für die wärmerückgewinnung aus den rückspülwässern der schwimmbadfilter wird eine spülwasseranlage mit stetigablauf aus den einzelnen wasserkreisen und gegenstrom-wärmetauscher mit dem nachspeisewasser vorgesehen. dazu wird ein gemeinsames speicherbecken für das abgekühlte rückspülwasser und zentrale drehzahlregelbare rückspülpumpen für alle filteranlagen ausgeführt.

statisches konzept
die tragkonstruktion der struktur wird konsequent aus den anforderungen entwickelt. der zweigeschossige, nordseitige teil wird in massivbauweise mittels flexibler, unterzugloser flachdecken konstruiert, die auf punktstützen und wänden aufgelagert sind. der weitgespannte teil über den becken wird als stahlkonstruktion mit holzfertigteildecken ausgeführt.
die gründung erfolgt über die bodenplatte in weisser-wannen-bauweise gemäß baugrundgutachten.

brandschutz- und fluchtwegekonzept

brandabschnittsbildung
die brandabschnittsbildung des gebäudes erfolgt geschossweise. im erdgeschoss wird die schwimmhalle zum foyer und den nebenräumen als eigener brandabschnitt ausgebildet.

fluchtwege
im erdgeschoss erreicht man in einer gehweglänge von weniger als 35m das angrenzende niveau im freien. im obergeschoss gelangt man in einer gehweglänge von weniger als 35m entweder in das treppenhaus oder über den brandabschnitt der halle ins freie.

tragende konstruktion 
wände, stützen und decken werden mit ausnahme des daches mit einem feuerwiderstand von 90 minuten errichtet. die dachkonstruktion wird mit einem feuerwiderstand von 30 minuten errichtet.

anlagentechnische brandschutzmaßnahmen
rauch- und wärmeabzugsanlagen: die schwimmhalle erhält eine natürliche rauch- und wärmeabzugsanlage mit dem schutzziel der sicherung der flucht und der unterstützung des feuerwehreinsatzes.
das treppenhaus erhält an oberster stelle einen natürlichen rauchabzug.
brandfrüherkennung: das gesamte gebäude wird mit einer automatischen brandmeldeanlage ausgerüstet.
adresse:
hennigsdorf, deutschland

architektur:
fasch&fuchs.architekt:innen

team architektur:
robert breinesberger, regina gschwendtner, fred hofbauer, bianca mann, heike weichselbaumer, erwin winkler

statik:
die haustechniker

landschaftsplanung:
idealice landschaftsarchitektur zt

rendering:
expressiv


wettbewerb:
2011