2012
justizgebäude salzburg
eu weiter, offener, einstufiger realisierungswettbewerb,
2. preis
architektonisches konzept
das justizgebäude wird vom architektonischen wildwuchs radikal befreit. die kerkertrakte werden abgebrochen, übersicht und klarheit im inneren des areals sind damit gegeben.
die verhandlungssäle werden auf einer – der eingangs – ebene im nun großzügigen innenhof organisiert. der bestand bleibt von zubauten unberührt. eingebettete erholungszonen - öffenbare wintergärten - strukturieren den bereich, und setzen einen optischen kontrapunkt zur angespannten atmosphäre des gerichts. geschützt vor einblick schließen die gerichtssäle an einer seite an die wintergärten an, um die konzentrationsfähigkeit für alle beteiligten zu stimulieren und auch die zufuhr von frischluft zu ermöglichen.
eine leichte, verschattbare glashaut schützt den bereich vor witterung, läßt zugleich den bestand überall optisch präsent. leichte wellenartige neigungen des daches führen den niederschlag in die wintergärten.
die abbruchkante der kerkertrakte erfolgt an der physischen mauerkante der stiegenhäuser, die ecke wird mit neuen, architektonisch klaren kanten ergänzt.
der eingang in das gerichtgebäude liegt am verkehrberuhigten kajetanerplatz. das niveau des eingangs führt barrierefrei über die sicherheitsschleusen in den verhandlungshof.
diese ebene ist mit allen stiegenhäusern vernetzt, sodaß alle bereiche des landesgerichtes, der justiz und der staatsanwaltschaft unmittelbar vertikal angeschlossen sind.
die strafgerichtssäle befinden sich zwischen dem bereich der justizanstalt und dem kundenverkehr, sodaß jeglicher kontakt zwischen tätern und opfern außerhalb des gerichtssaales vermieden wird. die vorführ- und vernehmungszone verfügt über einen separaten, für neugierige nicht einsehbaren eingang für häftlinge im untergeschoß, zu dem die gefangenentransporte über eine halbgeschoßige rampe in die schleuse vorfahren.
weitere bereiche mit hohem kundenverkehr liegen ein halbgeschoß über oder ein halbgeschoß unter dem verteilernievau des innenhofes. in den stattlichen räumen des ehemaligen eingangs am rudolfsplatz ist das gerichtsrestaurant, das durch diese lage eventuell auch außerhalb der gerichtszeiten nach innen geschlossen und nach außen geöffnet sein könnte.
die arbeitsräume des landesgerichtes und der staatsanwaltschaft im bestand umgeben mit klarer orientierung und ü+bersichtlichkleit den verhandlungshof. die markanten quer- und längswände des bestandes bleiben unberührt, funktions störende zwischenwände werden bereinigt. flexible zwischenwände trennen die einzelräume, ohne den bestand optisch einzuschränken. die flügeltrakte werden durch statisch wirksame querscheiben gegen erdbeben ertüchtigt.
das bereits ausgebauten bereiche des dachgeschoßes werden weiterhin benutzt. die mittelzone über dem rudolfsplatz für edv-bereiche ausgebaut. störende dachfenster sind hier nicht erforderlich.
der schanzelplatz wird durch den abbruch der einbauten wieder auf seine ursprüngliche stadträumliche weite rückgeführt, im ersten und zweiten obergeschoß von einem leichten brückenbau überdacht.
anlieferung, ver- und entsorgung führen über die eingangsschleuse an der kajetanstraße in den um ein halbgeschoß tiefer gelegenen ladehof. die technikräume liegen direkt direkt anschließend an diese ladezone. einbringung und austauschmöglichkeit von maschinen, geräten und einrichtung ist einfach möglich.
statisches konzept
das konstruktive konzept des in den innenhof des bestandes eingebauten erdgeschosses sieht eine leichte stahl/glaskonstruktion als dach vor. sie wird auf massiven boxen, die in betonfertigteilweise sehr wirtschaftlich und mit kurzen montagezeiten hergestellt werden kann, aufgeständert.
die stahlstruktur des daches besteht aus unterspannten trägern, die in der querrichtung mit durchlaufenden pfetten versehen werden. sowohl der obergurt der unterspannung, als auch die pfetten werden mit zarten t-profilen gelöst. die neu zu errichtenden tiefgeschoße werden im innenhof, in konstruktiv sinnvoller weise vom bestand abgerückt. die struktur selbst wird als weiße-wanne in stahlbetonbauweise ausgebildet. die decken sind flachdecken über stahlbetonwänden die sehr wirtschaftlich in element- bzw. hohlwandbauweise herzustellen sind.
energetisches konzept
die wärmeversorgung in einen wärmeverbund erfolgt einerseits für normal- und niedertemperatur aus dem bestehenden fernwärmeanschluss durch eine fernwärme-übergabestation in zweistufiger ausführung zur maximalen rücklauf-abkühlung und leistungs-ausnutzung und andererseits über die einbindung des kondensators der kältemaschinen zur kühlung von edv-räumen welche optional auch als wärmepumpe aus dem erdreich betrieben werden kann.
es sind heizungs-regelgruppen für die regelkreise radiatoren, für die aktiven bauteile heiz-/kühldecken in den verhandlungssälen, für die fußbodenheizung in den offenen öffentlichen bereichen und die lüftungsanlage der verhandlungssäle sowie des schwurgerichtssaales ausgeführt.
die kälteversorgung erfolgt über eine kompressions-kältemaschine mit getrennt aufgestellten, luftgekühlten kondensatoren mit free-cooling-betrieb im winter. wenn die möglichkeit zur thermischen erdwärmenutzung besteht, kann die anfallende kondensationswärme stattdessen auch an das erdreich abgegeben werden (im prinzipschema dargestellt). zusätzlich ergibt sich in diesem fall die möglichkeit zur nutzung einer freien kühlung über die aktiven bauteile direkt aus dem grundwasser.
es sind kälte-regelgruppen für die regelkreise aktive bauteile in den verhandlungssälen und die lüftungsanlage der verhandlungssäle sowie des schwurgerichtssaales ausgeführt.
brandschutz- und fluchtwegekonzept
der entwurf entspricht mit ausnahme der brandabschnittsbildung im erdgeschoss / kellergeschoss dem in den oib richtlinien 2 und 2.2 beschriebenen stand der technik.
im bereich des erdgeschosses / kellergeschosses wird die in der oib richtlinie geforderte begrenzung der brandabschnittsfläche erheblich überschritten. die deshalb gewählten maßnahmen- rauch- und wärmeabzugsanlage, automatische löschanlage, brandfrüherkennung und damit frühzeitige alarmierung von gebäudenutzern sowie einsatzkräften- führen in zusammenwirkung zu einem äquivalenten schutzniveau, wie es bei einer üblichen kleinteiligen brandabschnittsbildung erreicht würde ohne dabei die wirtschaftlichkeit zu gefährden. durch den einsatz der sprinkleranlage kann auf eine große menge an brandabschnittsbildenden bauteilen sowie auf maßnahmen gegen den horizontalen und vertikalen brandüberschlag in diesem bereich verzichtet werden, weiters ist es möglich, die konstruktion der hofüberdachung durch heißbemessung wesentlich günstiger herzustellen.
alternativ bestünde für diesen bereich unter folgenden voraussetzungen die möglichkeit, auf die sprinkleranlage zu verzichten: die bestandflächen im kellergeschoss und im erdgeschoss werden als brandabschnitt zur die halle ausgeführt, die verhandlungssäle bilden jeweils eigene brandabschnitte und die bewegungsflächen in der halle werden brandlastfrei gehalten.
- adresse:
- salzburg, österreich
- architektur:
- fasch&fuchs.architekt:innen
- team architektur:
- robert breinesberger, bianca mann, stefanie schwertassek, erwin winkler
- bauphysik:
- exikon_skins
- haustechnik:
- die haustechniker
- brandschutz:
- kunz - die innovativen brandschutzplaner gmbh
- rendering:
- expressiv
- wettbewerb:
- 2012