2018

landwirtschaftliche fachschule pyhra

offener, einstufiger realisierungswettbewerb
  • wettbewerb
situierung am grundstück
das grundstück für den neubau des schülerheims und den zubau der klassen-, praxis- und aufenthaltsräume ist durch seine lage in einer landschaftlich schönen umgebung ohne unmittelbare nachbarbebauung geprägt. nordwestlich des im jahr 2010 fertiggestellten zubaus wird durch den abbruch der internats- und zwischentrakte ein großzügig bemessenes baufeld für die umsetzung des geforderten raumprogramms frei.
der umstand, dass auch während der bauzeit 150 schüler laufend untergebracht werden müssen, ist konzeptmitbestimmend. 
um aufwendige und teure provisorische unterkünfte zu vermeiden, wird das zukünftige internat so positioniert, dass in einem ersten bauabschnitt keinerlei abbrucharbeiten notwendig werden und die bestehende anlieferungssituation unverändert bleiben kann.
L-förmig angeordnet bildet das neue schülerheim den äußeren rahmen für die neubaumassnahmen, alle zimmer haben einen gleichwertigen, freien blick in den grünraum.
innerhalb dieses rahmens werden alle unterrichtsräume in einem kompakten gebäudeteil mit kurzen wegverbindungen zum internat und zur schule angeordnet.
ausgehend von der bestehenden schule werden die zwei geschoße für den zubau der klassen im erd- und kellergeschoß niveaugleich angebunden, dadurch entsteht ein von der straße angehobener neuer zusätzlicher eingang für schülerheim und zubau.

raumkonzept
zentrum des gebäudes bildet ein achsenkreuz, bestehend aus der achse eingang – rezeption – verbindungsbrücke zum schülerheim und der zweigeschoßigen achse mit galerie, welche die gebäudeteile bestehende schule, neue unterrichtsräume und zweite spange des internats verbindet. dieses achsenkreuz ermöglicht eine schnelle und klare orientierung innerhalb des gebäudes und verbindet alle räume und alle gebäudeteile miteinander. 
die räumliche konzeption soll den geist der schule unterstützen: offenheit, übersichtlichkeit, orientierbarkeit, vernetzung, großzügigkeit, lichtdurchflutete freundlichkeit, fließende übergänge zwischen innen und außen.
die verschiedenen räumlichen situationen bieten ein vielfältiges angebot an nutzungen für unterschiedliche gruppen und personen.

zubau klassen
das zentrum der neubauflächen bildet das kompakte gebäude für den zubau der klassen-, praxis- und aufenthaltsräume.
während das eingangsniveau die rezeption, alle klassen, die zentralen einrichtungen, den lehrerbereich, sowie die verbindungen zum internat und der bestehenden schule beinhaltet, sind in der ebene darunter die praxisräume, umkleiden, technik, sowie direkt am anlieferungs- und wirtschaftshof alle service- und lagerräume untergebracht.
die klassen sind so angeordnet, daß sie als clustersystem mit offenem lernbereich benützt werden können.

schülerheim
von der rezeption beim neuen eingang erreicht man über das achsenkreuz auf kurzem weg die beiden seiten der L-förmig angeordneten zimmerbereiche.
zwei zimmer für jeweils zwei bis drei schüler*innen teilen sich einen vorraum mit zwei sanitäreinheiten mit dusche, wc und waschbecken.
als innovativer ansatz wird eine lösung vorgeschlagen, bei der die zimmer hauptsächlich den schlafbereich aufnehmen, während die wohn- und lernbereiche vor den zimmern angeordnet sind.
dadurch entsteht bei einer dreierbelegung im zimmer keine störung, wenn zwei schüler*innen noch lernen oder einer freizeitbeschäftigung nachgehen wollen, während der oder die dritte bereits schläft. gleichzeitig entsteht vor den zimmern eine neue gemeinschaftsmöglichkeit, wo kleingruppen miteinander lernen/spielen/entspannen können.
optional kann lernen und wohnen in die zimmer integriert werden, ohne daß sich an der gebäudegeometrie etwas ändert.
freiraum
wesentlicher teil des räumlichen konzepts ist die erweiterung der lern- und aufenthaltsbereiche um direkt davor liegende außenbereiche. in der warmen jahreszeit können speisebereich, bibliothek,fitness- und freizeitraum, musikraum, lernstudios und andere lernbereiche zu den überdachten freibereichen geöffnet werden, dies ermöglicht lernen, musizieren oder entspannen im freien und arbeiten in outdoor-ateliers.

anlieferung
die anlieferung bleibt im prinzip unverändert, die zufahrt wird entlang der lehrerstellpätze erfolgen. im südwesten entsteht ein großzügiger wirtschaftshof für die ver- und entsorgung.
an der südwestecke der bestehenden mensa wird die speisesaalerweiterung mit lehrküche angedockt. 
die bestehende mensa erhält eine außenterrasse mit schattenspendender pergola, teilweise mit regenschutz.
unterhalb der zimmertrakte befinden sich 28 regengeschützte pkw-stellplätze für das lehrpersonal.

statisches konzept
um eine große nutzungsvariabilität im inneren des gebäudes zu ermöglichen, werden tragende wandscheiben nur in dem ausmaß eingesetzt, wie sie für die horizontalaussteifung des gebäudes erforderlich sind. 
die tragenden elemente sind stahlbetonstützen und stahlbetondecken, großteils in einem sehr wirtschaftlichen raster. 
die zimmer können als vorgefertigte holzboxen aufgesetzt werden.

materialkonzept
bei der wahl der baustoffe wird großes augenmerk auf die belange ökologischer rucksack, co2- emission durch herstellung, transport und rückbau der baustoffe gelegt.
alle unterrichtsräume und alle schülerheimzimmer werden mit holzböden ausgestattet, um den boden als sitz- oder spielfläche aufzuwerten. alle übrigen räume erhalten je nach anforderung beschichtungen.
die hinterlüfteten fassaden werden mit holzschalung, die fenster als holz-alu-konstruktionen ausgeführt. 

brandschutz- und fluchtwegekonzept
die gesamte tragstruktur wird in stahlbeton ausgeführt.
klassentrakt: von jedem punkt des gebäudes erreicht man den außenraum in einer gehweglänge von weniger als 40m, wobei die flucht jeweils zumindest in zwei richtungen möglich ist. 
aus diesen gründen ist kein eigenes fluchtstiegenhaus notwendig.
schülerheim: vier fluchtstiegenhäuser ermöglichen von jedem punkt des gebäudes die flucht in zwei richtungen.

energetisches konzept
das energiekonzept beruht auf der passiven optimierung des gebäudes inkl. dem verzicht auf abgehängte decken zur nutzung der verfügbaren speichermassen (stahlbetondecken und wände).
akustikelemente werden so ausgeführt, daß die speichermassen aktiviert werden können. 
bei entsprechender außentemperatur können in der nacht die oberlichten automatisch geöffnet und somit eine querlüftung ermöglicht werden. mit dieser maßnahme wird die warmluft aus dem gebäude abgeführt und kühlere außenluft eingebracht. mit der nachtluft werden die speichermassen wieder abgekühlt und die räume für den nächsten tag vorkonditioniert.
die transparenten flächen werden mit einem wirksamen, außenliegenden sonnenschutz versehen. auskragende dächer oder balkone dienen als sonnenschutz bei hoch stehender sonne und schützen die fassaden vor witterung und verschmutzung, erleichtern ihre reinigung und servicearbeiten. bäume vor der fassade tragen zusätzlich zur abschattung bei.
grünflächen auf den dächern mit einer starken humusschicht absorbieren und verzögern den energieeintrag und tragen somit zu einer zusätzlichen thermischen stabilisierung bei. während der verdunstung der erdfeuchte tritt ein kühleffekt durch die dabei frei werdende latente wärme ein.
adresse:
pyhra, österreich

architektur:
fasch&fuchs.architekt:innen

team architektur:
robert breinesberger, christian daschek, gizem dokuzoguz

statik:
werkraum ingenieure zt gmbh

bauphysik:
exikon_skins

haustechnik:
thermo projekt gmbh

modell:
patrick klammer


wettbewerb:
2018