2019

neue mittelschule fügen

eu-weiter, offener realisierungswettbewerb
  • wettbewerb
ausgangslage
der bestehehende gebäudekomplex des standorts der beiden neuen mittelschulen in fügen im zillertal ist durch ein über viele jahre in mehreren bauphasen entstandene gebäudeanordnung geprägt, die durch zubauten, erweiterungen und umbauten wiederholt verändert wurde. 
die aufgabenstellung des wettbewerbs ermöglicht den abbruch aller bestandsbauten mit ausnahme der im jahr 2006 errichteten musikschule und der berücksichtigung der absiedelung der bestehenden feuerwehr zu einem späteren zeitpunkt.
die geforderte erhaltung der musikschule und die auch aus budgetären gründen notwendige umsetzung des raumprogramms in mehreren bauphasen sind die bestimmenden ausgangsparameter für das vorliegende konzept des neuen schulcampus.

städtebauliches konzept  
alle neuen räume werden um die im zentrum des grundstücks situierte musikschule angeordnet. nach abschluß aller bauphasen entsteht ein kompakter schulcampus, in dem neu und alt optimal vernetzt sind.
eine großzügige eingangshalle verbindet in ost-west richtung den lindenweg mit dem karl-mauracher-weg. an deren beiden enden sind um ein geschoß versetzt die hauptzugänge zum neuen schulcampus angeordnet. 
diese ost-west spange ist der hauptteil der ringförmigen erschließung aller bereiche, die gemeinsam mit der zweiten ost-west spange nördlich der bestehenden musikschule diese mit den neuen gebäudeteilen am lindenweg und am karl-mauracher weg verbindet. 
durch die ringförmige erschließung wird eine optimale vernetzung aller räume erzielt.
östlich und westlich der musikschule ermöglichen zwei große, terrassierte innenhöfe geschützte aufenthaltsbereiche, während im süden und norden die freibereiche mit den geforderten funcourtplätzen angeordnet sind.

die neuen funktionsbereiche sind unterschiedlichen ebenen zugeordnet:
ebene -1: zentralgarderobe, sportbereiche, serviceräume, parkdeck
ebene 0: gemeinsame bereiche, verwaltung, werken, lehrküche
ebenen 1 und 2: cluster mit dazwischenliegendem fachunterricht
da der großteil der räume von beiden schulen genutzt wird, werden nur die cluster als abtrennbare einheiten jeweils einer schule zugeordnet.

cluster
jeweils vier unterrichtsräume verbinden sich mit dem offenen marktplatz, dem lehrerzimmer und den sanitärräumen zu einem cluster. 
jeder cluster erhält einen eigenen zugang, ist einer nms zugeordnet und schafft somit identifikation und verantwortlichkeit.
durch schiebewände sind die unterrichtsräume eines lernreviers zu den marktplätzen fließend öffenbar, glaselemente ermöglichen den pädagogInnen die lernzonen von den angrenzenden räumen aus zu überblicken und fördert die jahrgangsübergreifende zusammenarbeit. 
die marktplätze haben einen unmittelbaren zugang zu einem direkt vorgelagerten, regengeschützten freibereich, durchlaufende balkone erweitern die unterrichtsräume.
in jeder klasse bietet eine kleine nische eine rückzugsmöglichkeit für kleinstgruppen.

in- und outdoorcampus
eingangsbereich, aula, essbereich, bibliothek und musikraum bilden eine großzügige, zusammenhängende lernlandschaft.
dieser indoorcampus bietet raum für veranstaltungen aller art und ist treffpunkt für alle schüler*innen. er lädt zum sitzen und beobachten ein, ist erholungs-, spiel- und lernraum und ermöglicht eine gute orientierung im inneren des gebäudes. 
in der warmen jahreszeit können aula, speisebereich, musikraum, bibliothek und werkräume zu den überdachten freibereichen geöffnet werden, dies ermöglicht essen oder entspannen im freien und arbeiten in outdoor-ateliers.   
die räumliche konzeption des in- und outdoorcampus soll den geist der schule unterstützen:
offenheit, übersichtlichkeit, orientierbarkeit, vernetzung, großzügigkeit, lichtdurchflutete freundlichkeit, fließende übergänge zwischen innen und aussen.
freiraum
es ist für die gesundheit der schüler wichtig, möglichst oft zwischen innen- und außenraum zu wechseln. unterricht im freien, sogar regengeschützt, kann in unmittelbarer nähe der klassen und lernlandschaften stattfinden. 
die beengte grundstücksituation erfordert die möglichkeit, auf verschiedenen ebenen unterschiedliche freiräume nutzen zu können. 
teil des räumlichen konzepts ist die erweiterung der lernbereiche um direkt davor liegende außenbereiche wie outdoorcampus, freiklassen und balkone.  
die verschiedenen räumlichen situationen bieten für unterschiedliche gruppen und personen ein vielfältiges angebot an nutzungen. die bereiche sind übersichtlich und offen, für alle und vieles nutzbar.
auf der ebene 2 gibt es zum lindenweg eine überdachte terrasse für outdoorunterricht.

bauphasen
in einer ersten bauetappe wird am jetzigen sportplatz der großteil der für die NMS1 geforderten räume inklusiv einer turnhalle umgesetzt. diese situierung der ersten bauphase am unbebauten grundstück bietet den großen vorteil, daß alle bestandsbauten völlig unverändert bestehen bleiben können und der schulbetrieb so wenig wie möglich gestört wird.
die zweite bauetappe sieht den abbruch der NMS1 vor, es kann ein großer teil aller neu zu schaffenden räume umgesetzt werden, die NMS2 kann jedoch unverändert ihren schulbetrieb fortsetzen und wird erst nach der fertigstellung der zweiten bauphase und übersiedelung abgebrochen.
in der dritten bauetappe wird nach absiedelung der feuerwehr die gesamtstruktur fertiggestellt und bietet darüber hinaus auch für eine weitere zukünftige entwicklung erweiterungsmöglichkeiten bis hin zu einer möglichen anbindung an das spz.

verkehrskonzept
die große anzahl von geforderten stellplätzen wird auf mehrere bereiche in verschiedenen ebenen aufgeteilt. im norden befindet sich auf der ebene -1 der anlieferungsbereich für die ver- und entsorgung des gesamten schulcampus, hier liegt auch der müllraum.

statisches konzept
um eine große nutzungsvariabilität im inneren des gebäudes zu ermöglichen, werden im neubau tragende wandscheiben nur in dem ausmaß eingesetzt, wie sie für die horizontalaussteifung des gebäudes erforderlich sind. 
die tragenden elemente sind stahlbetonstützen und stahlbetondecken in einem wirtschaftlichen raster.
über den turnsälen kommen vorgespannte stahlbetonträger zum einsatz.

materialkonzept
bei der wahl der baustoffe wird großes augenmerk auf die belange ökologischer rucksack, co2- emission durch herstellung, transport und rückbau der baustoffe gelegt.
alle unterrichtsräume werden mit holzböden ausgestattet, um den boden als sitz- oder spielfläche aufzuwerten. alle übrigen räume erhalten je nach anforderung beschichtungen.
die hinterlüfteten fassaden werden mit holzschalung, die fenster als holz-alu-konstruktionen ausgeführt. die transparenten flächen werden mit einem wirksamen, außenliegenden sonnenschutz versehen. auskragende dächer oder balkone dienen als sonnenschutz bei hoch stehender sonne und schützen die fassaden vor witterung und verschmutzung, erleichtern ihre reinigung und servicearbeiten. bäume vor der fassade tragen zusätzlich zur abschattung bei.

brandschutz- und fluchtwegekonzept
die gesamte tragstruktur wird in stahlbeton ausgeführt.
das gebäude wird mit brandabschnittsflächen von weniger als 1600m² unterteilt. die halle erhält eine natürliche rauch- und wärmeabzugseinrichtung.
von jedem punkt des gebäudes erreicht man den außenraum in einer gehweglänge von weniger als 40m, wobei die flucht jeweils zumindest in zwei richtungen möglich ist.

energetisches konzept
das energiekonzept beruht auf der passiven optimierung des gebäudes inkl. dem verzicht auf abgehängte decken zur nutzung der verfügbaren speichermassen (stahlbetondecken und wände).
akustikelemente werden so ausgeführt, daß die speichermassen aktiviert werden können.
in der nacht können bei entsprechender außentemperatur die oberlichten automatisch geöffnet und somit eine querlüftung ermöglicht werden. mit dieser maßnahme wird die warmluft aus dem gebäude abgeführt und kühlere außenluft eingebracht. mit der nachtluft werden die speichermassen wieder abgekühlt und die räume für den nächsten tag vorkonditioniert. balkone, dachvorsprünge oder auskragende gebäudeteile sorgen für blendfreie belichtung der schuleinheiten, vermeiden eine sommerliche überwärmung und ermöglichen regengeschützte lüftungsmöglichkeiten. durchgehende außenliegende sonnenschutzeinrichtungen unterstützen die temperaturregulierung. grünflächen auf den dächern mit einer starken humusschicht absorbieren und verzögern den energieeintrag und tragen somit zu einer zusätzlichen thermischen stabilisierung bei. während der verdunstung der erdfeuchte tritt ein kühleffekt durch die dabei frei werdende latente wärme ein.
adresse:
fügen, österreich

architektur:
fasch&fuchs.architekt:innen

team architektur:
gizem dokuzoguz, robert breinesberger, christian daschek

statik:
werkraum ingenieure zt gmbh

bauphysik:
exikon_skins
, arch. di bernhard sommer
haustechnik:
thermo projekt gmbh

modell:
patrick klammer

photographie:
manuel schaffernak


wettbewerb:
2019