2026

campus rotkreuz lustenau

analyse des bestandes
das bestandgebäude der architektengruppe C4 zählt zu den innovativen beispielen des schulbaus der 1960er jahre in vorarlberg. die zweifellos interessantesten merkmale weisen die zwei parallelen ost-westgerichteten klassentrakte auf, deren baukörperanordnung eine lichtführung von zwei seiten auch bei den klassen im erdgeschoß ermöglicht. die anordnung von jeweils vier klassen mit vertikaler verbindung lassen einen clustergedanken vermuten, allerdings bedingt die erschließung durch die zwei hintereinanderliegenden einheiten eine durchgangssituation. eigenständige abgeschlossene clustereinheiten können mit der bestehenden organisation nicht gebildet werden. der zugang von den unterrichtseinheiten zum freibereich ist im erdgeschoß möglich, im obergeschoß jedoch nicht. die organisation des bestehenden verwaltungsbereiches kann die hohe qualität der klassentrakte nicht weiterführen.

klärung und fortführung des bestandes
die klassentrakte werden von diversen späteren anbauten bereinigt. dach und fassaden werden zur ursprünglichen architektonischen aussage rückgeführt. die charakteristische lichtführung der bildungsräume von zwei seiten wird beibehalten. jeweils vier in einem geschoß befindliche klassenräume werden als clusterverband organisiert. durch einen transparenten anbau im westen wird der „marktplatz“ geschaffen, die notwendigen arbeitsräume der pädagoginnen, sowie garderoben und WCs werden in räumllcher nähe plaziert. die neuorganistion der erschließung über den neuen zweigeschoßigen eingangsbaukörper ermöglicht allen clustern eigenständigkeit und ruhe ohne „transitverkehr“. die vertikale verbindung wird als charakteristisches merkmal des bestandes erhalten, und könnte jeweils zwei cluster zur interaktion animieren. direkt den clustern vorgeschaltene freibereiche im erdgeschoß bleiben bestehen, neue freibereiche werden im obergeschoß zusätzlich angeboten.

städtebauliches konzept
der eingang des neuen campus rotkreuz liegt an der schulstraße. der zugang zu allen bildungseinrichtungen, den externen nutzungen und auch der küche wird über die zumindest temporär verkehrsfreie zone geführt. eine in teilbereichen zweigeschoßige eingangshalle ist das neue gesicht des campus. über diesen lichtdurchfluteten baukörper stehen alle bereiche untereinander in verbindung. die bestehenden bildungsräume, nun zu clustern organisiert, der speisesaal, die turnsäle, der kindergarten sind kammartig an diese verbindungsspange angebunden. eine gemeinsame schularena liegt im zentrum der neuen bildungslandschaft, an der schnittstelle zwischen allen einrichtungen und ist direkt dem speise- und veranstaltungssaal vorgelagert. die lage des kindergartens im obergeschoß ermöglicht eine klare eigenständigkeit, dennoch ist der kindergarten durch seine nahtlose anbindung teil des gesamtorganismus. die kompakte baukörperorganisation läßt einen großzügigen generationenpark zwischen der bildungslandschaft im osten und dem zukünftigen gebäude für die betreuung der kleinsten und der ältesten im westen entstehen.
bildungslandschaft
die volksschule und das sonderpädagogische zentrum werden organisatorisch stärker verflochten, der kindergarten wird räumlich angeschlossen. die bestehende situation der schulen und des kindergartens ist von einem geografischen nebeneinander geprägt, die zukünftige bildungslandschaft wird jedoch in ein räumliches miteinander übergeführt. um dies zu erreichen wird der eingang für alle einheiten an die schulstraße verlegt und durch einen langgestreckten, zweigeschoßigen baukörper verbunden. diese ost-west spange schafft den funktionalen zusammenschluß von VS/SPZ, veranstaltungsaal, turnsaal, speisesaal, nachmittagsbetreuung und kindergarten. die neue position des kindergartens ermöglicht die fortführung des bestehenden systems, ein L-förmiger baukörper umschließt den freibereich. durch die lage im obergeschoß über dem turnsaal funktioniert der kindergarten sowohl als eigenständige einheit als auch in der räumlichen verbindung mit der bildungslandschaft. der gesamte kindergartenbereich kann in einem geschoß um einen gemeinsamen freibereich organisiert werden. große lichtöffnungen und sheddächer über den gruppenräumen erweitern das raumvolumen und sorgen für zusätzliche natürliche belichtung.

materialkonzept
bei der wahl der baustoffe wird großes augenmerk auf die belange ökologischer rucksack, co2- emission durch herstellung, transport und rückbau der baustoffe gelegt. alle unterrichtsräume werden mit holzböden ausgestattet, um den boden als sitz- oder spielfläche aufzuwerten. alle übrigen räume erhalten je nach anforderung beschichtungen. die hinterlüfteten fassaden werden mit holzschalung, die fenster als holz-alu-konstruktionen ausgeführt. die transparenten flächen werden mit einem wirksamen, außenliegenden sonnenschutz versehen. auskragende dächer oder balkone dienen als sonnenschutz bei hoch stehender sonne und schützen die fassaden vor witterung und verschmutzung, erleichtern ihre reinigung und servicearbeiten. bäume vor der fassade tragen zusätzlich zur abschattung bei.

energetisches konzept
das energiekonzept beruht auf der passiven optimierung des gebäudes inkl. dem verzicht auf abgehängte decken zur nutzung der verfügbaren speichermassen (stahlbetondecken und wände). akustikelemente werden so ausgeführt, daß die speichermassen aktiviert werden können. in der nacht können bei entsprechender außentemperatur die oberlichten automatisch geöffnet und somit eine querlüftung ermöglicht werden. mit dieser maßnahme wird die warmluft aus dem gebäude abgeführt und kühlere außenluft eingebracht. mit der nachtluft werden die speichermassen wieder abgekühlt und die räume für den nächsten tag vorkonditioniert. balkone, dachvorsprünge oder auskragende gebäudeteile sorgen für blendfreie belichtung der schuleinheiten, vermeiden eine sommerliche überwärmung und ermöglichen regengeschützte lüftungsmöglichkeiten. durchgehende außenliegende sonnenschutzeinrichtungen helfen der temperaturregulierung. grünflächen auf den dächern mit einer starken humusschicht absorbieren und verzögern den energieeintrag und tragen somit zu einer zusätzlichen thermischen stabilisierung bei. während der verdunstung der erdfeuchte tritt ein kühleffekt durch die dabei frei werdende latente wärme ein.
adresse:
rotkreuz straße 31, 6893 lustenau, österreich

auftraggeber:
marktgemeinde lustenau

generalplanung:
fasch&fuchs.architekt:innen

architektur:
fasch&fuchs.architekt:innen

team architektur:
christian federmair, andreas frank, eva germann

projektleitung:
bauetappe 1: zsolt magyarics, elisabeth stoschitzky bauetappe 2: constanze menke

statik:
werkraum ingenieure zt gmbh

bauphysik:
exikon_skins

haustechnik:
thermo projekt gmbh

elektrotechnik:
ingenieurbüro hiebeler-mathis og

brandschutz:
ihw ingenieurbüro huber gmbh

landschaftsplanung:
fasch&fuchs.architekt:innen

küchenplanung:
gastro-plan

farbgestaltung:
bauetappe 1: hemma fasch und hanna schimek bauetappe 2: hanna schimek und hemma fasch

modell:
patrick klammer

photographie:
fasch&fuchs.architekt:innen
, werkraum ingenieure zt gmbh

wettbewerb:
2019

ausführung:
2021 - 2026

siehe wettbewerb