2025

bundesschulcluster liezen

eu weiter, offener, einstufiger realisierungswettbewerb, anerkennung
  • wettbewerb
städtebauliches konzept
grundsätzliche städtebauliche überlegungen zur baukörperorganisation und situierung am grundstück werden durch die vorgabe der nutzung des bestehenden gebäudes während der neuerrichtung des bundesschulclusters wesentlich beeinflusst. der fußabdruck des in der bauphase verbleibenden bestandes bietet nach fertigstellung und rückbau eine große zusammenhängende freifläche im westen, auf die die organisation des neubaus referenziert. um schulcontainer während der bauphase grundsätzlich zu vermeiden, könnte die vorübergehende nutzung des leerstandes in liezen verfolgt werden. die bestehende höhenequivalenz von wohngebäuden und schule sollte durch die höhenentwicklung des neuen schulclusters nicht gefährdet werden. wie bereits „gewohnt“, treten am nördlich gelegenen dr.-karl-renner-ring eine eingangsebene und eine darüber liegende departmentebene in erscheinung. dieser nordbereich ist aufgrund der topografie auch weiterhin prädestiniert für einen großzügigen eingang über eine freifläche mit hoher aufenthaltsqualität und überdachten fahrradabstellplätzen. die nord-süd-orientierte hanglage des grundstückes und die einbettung des gebäudes ins gelände ermöglichen eine kompakte bauweise mit drei tageslichtversorgten oberirdischen geschoßen. durch eine drehung der inneren organisation in richtung ost/west wird die vielbefahrene straße im süden „ignoriert“ und ein dialog mit dem schuleigenen freiraum aufgebaut. die südseitig gelegenen pkw-stellplätze sind möglichst nahe an der salzburgerstraße organisiert. damit wird die vermeidung von lärm- und staubbelastung im wohngebiet sowie die bevorzugung der öffentlich und mit dem rad kommenden nutzer:innen manifestiert. zugleich wird die einbindung der fußwege in die vorhandene wegestruktur unterstützt. das fahrradnetz sollte zur reduktion des motorisierten individualverkehrs entlang des dr.-karl-renner-rings etabliert werden. durch diese grundhaltung wird das potential des freiraums für das gebäude aktiviert. die aula im eingangsgeschoß bezieht sich auf die davorliegenden terrassen und den angrenzenden park mit der reorganisierten sportanlage. werden aula im erdgeschoß, die departments im obergeschoß und die werkstätten in ebene -1 auf den freiraum ausgerichtet, entsteht ein direkter, vielfältig nutzbarer zugang nach außen.

architektonisches konzept
gemäß dem mission statement der bildungsdirektion steiermark soll eine zukunftsfähige bildungseinrichtung – das „bundesschulgebäude für BHAK/BHAS liezen und BAfEP liezen“ – entstehen. die beschriebene zielorientierung gemäß der „charta für die gestaltung von bildungseinrichtungen des 21. jahrhunderts“ verlangt nach gebauten bildungsräumen, die hohe flexibilität für die schaffung von gemeinsamkeit und individualität, offenheit und permeabilität bieten und zugleich wohnlichkeit und geborgenheit vermitteln können. das raumprogramm, aufbauend auf dem departmentsystem, ist planlich abgebildet. die bauweise erlaubt jedoch auch räumliche änderungen und öffnungen von raumgrenzen, um nutzungsneutralität und anpassungsfähigkeit zu fördern. die vernetzung aller ebenen mit dem außenraum wird durch vorgelagerte terrassen und direkte zugänge zum schuleigenen park gewährleistet. die vielfalt des raumangebotes, die großzügigen sportflächen und parkähnlichen experimentiergärten bilden die grundlage auch für ganztägige schulnutzungen. bereits im vorfeld der schule wird das treffen, reden, verweilen und der austausch durch ein großzügiges, überdachtes entree gefördert. über die garderoben kommend, erlebt man das sekretariat als drehscheibe der information und wird von der offenen halle empfangen. die eingangszone ist als fließendes räumliches kontinuum gestaltet, das über die aula den park erlebbar macht und einladend in die darüber und darunterliegenden ebenen führt. das angebot an räumen für veranstaltungen und feste wird durch eine breite veranstaltungs- und vortragstreppe, den leicht zugänglichen turnsaal sowie die aula und bibliothek, die direkt am park liegen, intensiviert und aufgewertet. ohne bauliche grenzen zu ziehen, werden dennoch bereiche definiert – etwa der pädagog:innenbereich, der zentral gelegen, aber ohne „durchzugsverkehr“ erreichbar ist. das café der pädagog:innen ist in diesen bereich eingebettet, bleibt aber sowohl von innen als auch von außen diskret. dieses prinzip der identifikation ohne bauliche abgrenzung gilt für alle bereiche.
materialkonzept
um eine hohe nutzungsvariabilität im inneren zu ermöglichen, werden tragende wandscheiben nur in dem ausmaß eingesetzt, wie sie zur horizontalaussteifung des gebäudes erforderlich sind. bei der wahl der baustoffe wird großes augenmerk auf ökologische aspekte, den co₂-rucksack, die emissionen durch herstellung, transport und rückbau gelegt. alle unterrichtsräume, lernlandschaften und offenen lernzonen erhalten holzböden, um den boden als sitz- oder spielfläche aufzuwerten. die ebene 1 über der eingangsebene ist in holzleichtbauweise errichtet. die hinterlüfteten fassaden werden mit holzschalung ausgeführt, die fenster als holz-alu-konstruktionen. transparente flächen erhalten einen wirksamen außenliegenden sonnenschutz, zusätzliche abschattung erfolgt durch die pflanzung von bäumen vor der fassade.

brandschutz- und fluchtwegekonzept
mithilfe der projektierten treppenhäuser sowie der fluchtwege über außentreppen wird die maximale fluchtweglänge von nicht mehr als 40 m vom entferntesten punkt des schulgebäudes zu einem treppenhaus bzw. ins freie eingehalten. die außentreppen können aufgrund ihrer brandschutztechnischen ertüchtigung als „sicheres freies“ beurteilt werden. auch der auf maximal 25 m beschränkte gemeinsam verlaufende fluchtweg zu einem weiteren ausgang oder treppenhaus wird eingehalten. die situierung und ausführung der außentreppen gewährleistet eine sichere entfluchtung aller oberirdischen geschoße. durch mindestens zwei bauliche fluchtwege ist eine ideale entfluchtungssituation gegeben. durch den einsatz geeigneter bauteile und die ausbildung von brandabschnitten wird eine vertikale und horizontale brandausbreitung weitgehend verhindert. das schulgebäude ist überwiegend geschoßweise in brandabschnitte gegliedert; ausgenommen sind bereiche wie turnsaal, aula oder galerien, die als offene grundrisse ausgebildet sind. in verbindung mit technischen brandschutzeinrichtungen, guten sichtbeziehungen zwischen den geschoßen und organisatorischen maßnahmen wird ein gleichwertiges schutzniveau erzielt. die brandabschnittsbildung innerhalb der cluster erhöht zudem die übersichtlichkeit und sicherheit. die maximale netto-grundfläche eines cluster-brandabschnitts beträgt rund 430 m², die längsausdehnung bleibt unter 60 m. ausnahmen bilden nur brandlastarme galerien, die mittels rauchschürzen in maximal 40 m lange rauchabschnitte unterteilt werden. türen zu räumen mit erhöhter brandgefahr – etwa zentralgarderoben – werden in EI₂ 30-C ausgeführt. im bereich der technischen einrichtungen ist eine automatische brandmeldeanlage im schutzumfang „vollschutz“ mit alarmweiterleitung vorgesehen. das offene treppenhaus der aula wird mittels brandschutzportalen von den schulclustern getrennt, um eine rauchausbreitung zu verhindern. an oberster stelle der galerieebene sorgt eine rauchabzugsanlage für sichere entrauchung. ausreichende löschmittelvorräte für die feuerwehr werden in allen geschoßen bereitgestellt.

energetisches konzept
das energiekonzept beruht auf der passiven optimierung des gebäudes, einschließlich des verzichts auf abgehängte decken, um die speichermassen (stahlbeton- oder massivholzelemente) wirksam zu nutzen. akustikelemente werden so ausgeführt, dass sie die aktivierung der speichermassen nicht behindern. grünflächen auf den dächern mit starker humusschicht absorbieren und verzögern den energieeintrag und tragen zur thermischen stabilisierung bei. die verdunstung der erdfeuchte erzeugt zusätzlich einen kühleffekt durch freiwerdende latente wärme. die wärmeversorgung erfolgt über den bestehenden fernwärmeanschluss; optional ermöglichen tiefensonden oder brunnenwasser eine natürliche kühlung und vorkonditionierung der raumluft. teilbereiche können mit bauteilaktivierung ergänzt werden. auf den geneigten dachsheds stehen flächen für photovoltaik zur energiegewinnung zur verfügung.
architektur:
fasch&fuchs.architekt:innen

team architektur:
tom bublitz, andreas frank, jakob schatz, franziska spanner, heike weichselbaumer

statik:
werkraum ingenieure zt gmbh
, di peter bauer, jakob fischer
brandschutz:
fse brandschutz gmbh
, di andreas kronfellner
modell:
patrick klammer

photographie:
manuel schaffernak


wettbewerb:
2025