2021

volksschule reininghaus

eu weiter, offener, einstufiger realisierungswettbewerb
  • wettbewerb
städtebauliches konzept
der bebauungsplan des quartiers 12 gibt in der höhenentwicklung ausgehend von 10 geschossen an der alten poststrasse eine abstufung bis auf 3 geschosse am bauplatzes 5 vor. 
dies stellt eine abflachung der gebauten volumina richtung quartierspark im osten und zum areal des technologieparks richtung süden dar. die moderate dichte am bauplatz 5 und die im osten und süden anschließenden freiräume bieten eine optimale basis für die organisation der bildungseinrichtung volksschule reininghaus.
die organisation und orientierung der gebäudevolumina reagiert auf diese städtebaulichen grundlagen und die bestehenden umweltbelastungen auf der liegenschaft, die durch lärm und sonstige immissionen verursacht werden. durch die positionierung eines „lernregals“ als schützende spange entlang der magarete-schütte-lihotzky-straße und die doppelfassade am schulplatz wird ein gebäudeimmanenter schutz für alle unterrichtsbereiche und die ihnen zugeordneten freiterrassen  ermöglicht. das gebäudevolumen setzt die intentionen des bebauungsplans um, bildet 3 geschosse im norden und osten aus und verringert sich richtung süden auf 2 geschosse.
die obergeschosse liegen an den baufluchtlinien im norden, osten und süden, während das quartiersgeschoss e0 teilweise zurückweicht, um geschützte vorzonen entstehen zu lassen, und damit auch die übergeordneten aussenraumbeziehungen zwischen reininghauspark und magarete-schütte-lihotzky-straße zu stärken.
die zufahrt für die anlieferung und den ruhenden verkehr ist über die erschließungsstrasse möglich. zwischen baukörper und erschließungsstrasse werden am eigenen grundstück 3 pkw stellplätze positioniert, sowie an- und ablieferung organisiert.

architektonisches konzept
den unterschiedlichen parametern aus städtebaulichen intentionen, immissionen und pädagogischen funktionen folgend ist die volksschule reininghaus als eine terrassierte bildungslandschaft konzipiert, die durch eine abfolge von lernbereichen im innen- und aussenraum strukturiert wird.
das „lernregal“, ein schützendes volumen mit hybrider nutzung aus erschließungs- und interaktionsflächen, schützt die fünf bildungsreviere und deren direkt zugeordnete freibereiche vom lärm der nahe gelegenen bahn und den emmisionen der benachbarten gewerbe- und industrieanlagen. 
offenheit, durchlässigkeit, flexibilität, nutzungsneutralität und aneignungsfähigkeit sind die prinzipien und zugleich anforderungen für bildungsräume. strukturelle und architektonische antworten müssen den entsprechenden bildungs„raum“ ermöglichen. 
die „schwellenlosen“ erweiterungsmöglichkeiten untereinander als auch die durchlässigkeit zum aussenraum sind im pädagogischen sinn voraussetzung, und unter bedacht pandemischer situationen die dringend notwendigen grundlagen für „gesunde“ bildungsräume.
die quartiersebene e0 bietet ein kontinuum von raumabfolgen, die für alle cluster und die nachmittagsbetreuung zur verfügung stehen. zugleich oszilliert diese ebene als öffentliche plattform mit dem quartier. aula, veranstaltungsraum, turnsaal, bibliothek und werkräume bieten für schule und nachmittagsbetreuung vielfältig nutzbaren raum. durch die klare entkoppelung von den lernrevieren kann das angebot auch für externe nutzer zur verfügung gestellt.
die ganztagesbetreuung findet im süden angrenzend speziell zugeordnete aussenbereiche. auch werkräume, bewegungsräume, bibliothek und aula liegen in unmittelbarer nähe. die eingebetteten innenhöfe durchfluten dieses kompakte und flexibel nutzbare raumkontinuum mit licht und luft.  das flächenangebot der innenräume wird großzügig in den aussenraum erweitert.
über dem sockel der quartiersebene entfaltet sich die bildungslandschaft, bestehend aus fünf lernlernlandschaften/clustern, die dem lärm der bahn und der marienhütte ab- und den ruhigen begrünten schulhöfen zugewandt sind. die lernreviere können ruhe und intimität im inneren wie im aussenbereich beanspruchen. zugleich werden interaktionen und reviersübergreifende formate im aussen- und innenraum ermöglicht.

das lernregal
- ist sowohl erschließung als auch treffpunkt, kommunikations- und präsentationsort und beinhaltet eine vielfältig nutzbare vertikale bibliothek. 
- bildet den übergang von öffentlichkeit auf der quartiersebene über die halbprivatheit im lernregal selbst, bis zur privatheit der cluster. 
- bietet in seinem großzügigem volumen offene flächen für interaktionen zwischen den clustern, die eine aneignung und erweiterung in einfacher weise zulassen.
das lernregal ist schaufenster und auslage der volksschule reininghaus.

statisches konzept
der gesamtbaukörper der volksschule ist gegliedert in drei parallel angeordnete, zwei- bis dreigeschoßige klassentrakte in ost-west-erstreckung, welche im osten durch eine geschlossene lern- und erschließungszone verbunden sind – das „lernregal“, im westen durch äußere wege und treppen, die auch von den innenhöfe her erreichbar sind.
das gebäude ist in stahlbeton-bauweise geplant. die tragstruktur des erdgeschoßes ist zur gewährleistung einer großzügigen, durchlässigen erschließungszone (inkl. lichtraum für den turnsaal) in einzelne stützen aufgelöst, welche zur aussteifung der struktur durch diagonalen ergänzt werden.
die obergeschoße weisen ein system von parallel angeordneten tragwänden auf, ebenfalls ergänzt durch einzelne säulen und diagonalen zur aussteifung.

die stützstellungen erlauben die ausbildung von unterzugs-freien flachdecken. die obersten decken der kämme beinhalten sheds zur belichtung. in ihren öffnungen sind mittels stahldiagonalen tragende fachwerke ausgebildet.
die struktur ist teilunterkellert. die fundierung erfolgt über flachgründungen.

brandschutz- und fluchtwegekonzept
mithilfe der projektierten treppenhäuser, sowie der fluchtwege über die außentreppen wird die maximale tatsächliche fluchtweglänge von nicht mehr als 40 m vom entferntesten punkt des schulgebäudes zu einem treppenhaus, bzw. über die außentreppen ins freie jedenfalls erreicht. die außentreppen können aufgrund der brandschutztechnischen ertüchtigung der treppen und deren unmittelbarer umgebung im außenbereich, als das „sichere freie“ beurteilt werden. ebenfalls wird der auf maximal 25 m beschränkte, gemeinsam verlaufende fluchtweg zu einem weiteren ausgang bzw. treppenhaus eingehalten. die situierung und ausführung der außentreppen gewährleistet hierbei die sichere entfluchtung der oberirdischen geschoße. durch die verfügbarkeit von mindestens zwei baulichen fluchtwegen ist eine ideale entfluchtungssituation für die im gebäude anwesenden personen gegeben.
durch die verwendung geeigneter bauteile und baustoffe, sowie durch die ausbildung von brandabschnitten wird eine vertikale und horizontale brandausbreitung im inneren des schulgebäudes weitgehend verhindert. im gegenständlichen schulgebäude werden überwiegend geschoßweise brandabschnitte gebildet, ausgenommen hiervon ist der brandabschnitt „bewegungsfläche“ (turnsaal, aula, galerien, etc.), welcher aufgrund der nutzung einen offenen grundriss vorsieht. in verbindung mit den technischen brandschutzeinrichtungen, der gegebenen sichtbeziehungen zwischen den geschoßen und den organisatorischen maßnahmen ein gleichwertiges schutzniveau erzielt. 
im bereich der technischen einrichtungen ist die vorrangige maßnahme die ausführung einer automatischen brandmeldeanlage im schutzumfang „vollschutz“ mit automatischer alarmweiterleitung. durch das ineinandergreifen der baulichen, technischen und organisatorischen maßnahmen wird die sicherheit der anwesenden personen allenfalls gewährleistet. das offene treppenhaus der aula verbindet die geschoße miteinander und wird gleichzeitig mittels brandschutzportale von den schulcluster getrennt, um die möglichkeit der ausbreitung von rauch und feuer innerhalb des gebäudes auf ein minimum zu reduzieren.
an oberster stelle der galerieebene wird die entrauchung mittels rauchabzugseinrichtung über öffnungen vorgesehen, um eine sichere entfluchtung zu garantieren.
für das gegenständliche schulgebäude werden für die erste löschhilfe ausreichende löschmittelmengen für die feuerwehr zur brandbekämpfung in allen geschoßen vorgesehen.

energetisches konzept

klimaschutz bedeutet erstens decarbonisiertes bauen:
dies erfolgt beim vorliegenden projekt durch die verwendung nachwachsender rohstoffe (nawaros) wie holz und hanf- oder flachsfasern, jute oder geöltes papier, die nicht nur eine günstige wiederverwertung erlauben, sondern auch co2 langfristig binden. bei den baustoffen, die nicht biogen sind werden nach möglichkeit nur für eine 100-jährige nutzungsdauern (primärkonstruktion) eingesetzt. bei abdichtungen von betonelementen werden alternativen zu bituminösen schichten gesucht, die das wiederverwerten erschweren. estrich wird, außer in naßräumen und küchen, ohne belag eingesetzt. generell wird versucht, die zahl der bauteilschichten gering zu halten.

klimaschutz bedeutet zweitens die integration von biomasse:
durch konsequentes durchgrünen des projekts wird laufend durch pflanzen kohlendioxid gebunden und in der schuleigenen kompostanlage zu humus für die umliegenden gärten gewandelt. dabei geht das projekt über die verlangten gründachkonstruktionen hinaus, indem überall, wo keine terrassen oder photovoltaik-anlagen vorgesehen sind, intensive bepflanzte dachgärten geplant sind. diese sind auch wesentlich effektiver was die günstige beeinflussung des mikroklimas hinsichtlich luftqualität und überwärmung betrifft.
klimaschutz bedeutet drittens den einsatz hocheffizienter alternativer energiesysteme. 
das ist durch den einsatz von nah/fernwärme und free cooling gewährleistet.
die nachhaltigkeit des projekts ergibt sich einerseits durch die beachtung des lebenszyklus der bauteile, andererseits - und als hebel noch viel bedeutender - durch die qualität und räumliche intelligenz des gebäudes selbst. das gebäude zeichnet sich durch eine hohe nutzungsflexibilität aus, die durch tiefe, durch wenig konstruktive einbauten deteminierte grundrisse bei gleichzeitig optimaler tageslicht- und luftversorgung erreicht wird. durch die geschickte gruppierung der klassenräume werden sämtliche flächen hochwertig genutzt und fallen in den aufenthaltszonen keine gangflächen an. die erschließungszone selbst ist als thermischer und akustischer pufferraum gestaltet, der wiederrum hohe gestaltungsqualitäten aufweist (und zb als bibliothek genutzt werden kann) ohne eine energieintensive konditionierung zu erfordern. im gegenteil trägt dieser bereich selbst zur luftaufbereitung und belichtung bei und wird damit direkt teil des energiesystems des gebäudes.
adresse:
graz, österreich

architektur:
fasch&fuchs.architekt:innen

team architektur:
gizem dokuzoguz, nikolaus kastinger

statik:
werkraum ingenieure zt gmbh
, di peter resch
bauphysik:
arch. di bernhard sommer

haustechnik:
thermo projekt gmbh
, ing. erich szczur
brandschutz:
ims-brandrat gmbh
, di jürgen priesner
modell:
patrick klammer

photographie:
manuel schaffernak


wettbewerb:
2021