2007

festspiele erl

eu-weiter, nicht offener, einstufiger realisierungswettbewerb
  • wettbewerb
architektonisches konzept
das passionsfestspielhaus von schuller nimmt in seiner konfiguration und positionierung die rolle der primadonna an diesem ort ein. seine dominante erscheinung muß als zeichen erhalten bleiben. dieser voraussetzung entsprechend wird das neue winterfestspielhaus in seiner höhenentwicklung zurückgenommen und durch einen umfassenden baukörper in der höhe nochmals strukturiert und damit reduziert. der baukörper des bestehenden passionsfestspielhauses integriert den vorhandenen berg und nutzt das natürliche gelände für den ansteigenden tribünenbereich. analog ist auch für das neue festspielhaus das gelände als strukturelles element zu sehen. da der felsen am vorgesehenen bauplatz wesentlich dominanter ins gelände greift, wird das winterfestspielhaus in einer parallelstellung zum felsen situiert. mit dieser parallelstellung kann durch entsprechende positionierung der baumassen die bearbeitung des felsens reduziert werden.  das für beide häuser gemeinsame foyer kann das neue festspielhaus optimal über zwei ebenen und über zwei flanken erschließen. beide baukörper entwickeln ihre hauptbaumassen vom straßenniveau abgesetzt. das volumen des bestehenden hauses ruht leichtfüßig schwebend auf dem in stützen aufgelösten erdgeschoß. dem folgend wird auch die baumasse des neuen objektes erst ab dem gemeinsamen oberen foyergeschoß präsent. das neue winterfestspielhaus wird nicht der kleine bruder des bestehenden passionshauses, sondern dessen räumliche verlängerung und klimatische ergänzung in angemessener präsenz. 

foyer
für das ausschließlich im sommer genutzte passionsfestspielhaus war ein wetter- und klimageschütztes foyer ursprünglich nicht erforderlich. mittlerweile ist jedoch eine witterungsgeschützte sommerbar offensichtlich komfortabel geworden. alt und neu verbindend, wird das neue foyer als link zwischen die beiden objekte in zwei ebenen  eingebettet; in zwei fließenden ebenen, die dem außenraumkonzept des bestehenden passionshauses zu folgen, und die tribünen des neuen festspielhauses über ein gemeinsames foyer bedienen. die notwendigkeit, in den felsen zu arbeiten, wird als inszeniertes element des foyers sichtbar. energetisch führt die konstante temperatur des natürlichen felsens sowohl für den winter- als auch für den sommerbetrieb zum vorteil. beide saalvolumina treten im foyer als markante baukörper in das sichtfeld der festspielbesucher.

materialität
tritt das sommerfestspielhaus als massiver plastischer baukörper mit einer dynamischen vertikalen höhenentwicklung in erscheinung, ist das neue festspielhaus horizontal strukturiert. die oberfläche des neuen hauses unterscheidet sich von der glatten putzfassade des bestehenden. sie ist nicht eindeutig definiert, sondern in variablen schichten konzipiert. das foyer und der umfassende baukörper werden von durchscheinenden metallstrukturen umhüllt. an der fassade sind diese vertikal drehbar. damit ist sowohl die freie aussicht in die landschaft als auch ein effizienter sonnenschutz gegeben. diese schichtung zeigt den baukörper von der tageszeit abhängig in  konträren erscheinungsbildern. am tag als zurückgenommen umhüllendes, durchscheinendes band um den neuen festspielsaal. bei abendveranstaltungen als strahlendes element, das die innenliegende kapsel des konzertsaales betont und bestrahlt.
erschließung
die gäste betreten beide häuser über ein gemeinsames foyer. davon getrennt haben die künstler einen separaten zugang zu ihren garderoben und zur bühne. lkw´s laden direkt in den montageraum aus bzw. werden über den dort situierten lastenlift die materialien vertikal zu den werkstätten oder zur verbindungsebene ins passionshaus verbracht. die obere foyerebene verbindet schwellenlos den bühnenbereich des winterfestspielhauses mit dem bühnenbereich des passionsfestspielhauses.

konzertsaal
form und akustik des konzertsaal
der form des konzertsaales liegt die rechteckform klassischer konzeretsäle zugrunde, jedoch werden die seitenwände im bereich der bühne und im vorderen saalbereich aufgespreizt, und im rückwärtigen saalbereich eingesprungen. durch diese saalform wird die raumakustik optimiert. die proportionen entsprechen denen akustisch guter rechtecksäle, störende mehrfachreflexionen oder flatterechos werden aber bei der vorliegenden form verhindert. zur akustischen gliederung dienen die seitenbalkone, die eine zusätzliche klangmischung bewirken. die in mehrfachen schrägen gegliederte decke bewirkt eine diffuse streuung. durch diese saalform mit vielfältig geneigten flächen entstseht eine hochwertige klangmischung.

bühne und tribüne
die tribüne ist im vorderen bereich leicht ansteigend, ab dem mittelgang stärker ansteigend, um eine optimale direktschallversorgung- und sichtverbindung des publikums zu garantieren. die plätze im hinterrang sind überhöht, daß auch hier beste akustische bedingungen gegeben sind. der vordere bereich des unteren seitenbalkons dient als beleuchtungsbalkon für seitliche scheinwerferpositionierung, bietet darüber hinaus ein mittel zur erreichung optimaler akustischer bedingungen für das zusammenspiel des orchesters.

wände und decken
wände und decken sind nicht paralell angeordnet, um schallreflexionen zu unterbinden. wände und decken haben zur vermeidung des verlustes von schallenergie massive umschließungsflächen. die gewählte baukonstruktion ist eine sandwichbauweise aus holz, die im inneren des konzertsaales als eine ca.20 cm starke massivplatte ausgeführt ist. das raumvolumen des tribünenbereichs beträgt für 750 besucher ca. 7500 m3, das der bühne ca. 6000m3  und erreicht damit die vorgaben.
adresse:
erl, österreich

architektur:
fasch&fuchs.architekt:innen

team architektur:
florian bylow, regina gschwendner, fred hofbauer, joshua kunicki, natascha madeiski, reinhard muxel

statik:
werkraum ingenieure zt gmbh

bauphysik:
di walter prause

modell:
patrick klammer

rendering:
laublab

photographie:
paul ott


wettbewerb:
2007