2009

connecting link wien

eu weiter, offener realisierungswettbewerb
  • wettbewerb
ausgangslage
die mündung von wienfluß in den donaukanal stellt einen der historisch und städtebaulich wertvollsten stadtgebiete wiens dar. hier befindet sich die größte wasserfläche im innerstädtischem bereich. gleichzeitig bedeutet sie aber auch eine barriere für fahrrad und fußgänger im 17km langen wegenetz am donaukanal. das architekturbüro gaupenraub thematisierte diese fehlende verbindung mit ihrer studie missing link schwimmsteg und lieferte damit die idee zur überbrückung der wienflußmündung und damit der schließung dieser lücke im wegenetz.

streckenführung 
die lage des fuß- und radwegs auf der seite des sogenannten hermannparks ist determiniert durch die jetzige nutzung dieses areals als vielbesuchte strandbar, die hermannbar, mit großzügigen liegeflächen und bouleplätzen. die anordnung der dazugehörigen umfangreichen toiletten- und serviceräume direkt an der nordwand der kaimauer verhindert eine kreuzungsfreie streckenführung der fuß- und fahrradwegs südlich der hermannbar. aus diesem grund schlagen wir vor, den fuß- und radweg auf der hermannparkseite kreuzungsfrei an der wasserseite direkt am donaukanal zu führen. dies entspricht auch der generellen wegeführung am gesamten donaukanal direkt an der wasserkante. der wienfluß mündet ausgehend von der radetzkybrücke in trichterförmigen ausbreitung in den donaukanal. je größer der abstand der neuen brücke zur radetzkybrücke gewählt wird, desto größer muß ihre spannweite sein. auf der seite der urania geben die unterirdischen einbauten des vorkais im anschluß an die radetzkybrücke die auflagermöglichkeiten der brücke vor und verhindern eine zu starke annäherung an die radetzkybrücke und damit eine minimierung der spannweite. zusätzlich zur geringeren spannweite hätte eine situierung der brücke möglichst nahe der radetzkybrücke den vorteil, daß kleinere schiffe mehr platz zum umkehren haben und somit weniger hebevorgänge notwendig werden. ausgehend von diesen überlegungen und im bestreben, für radfahrer eine möglichst harmonische streckenführung ohne abrupte richtungsänderungen zu erreichen, ergibt sich die optimale grundrissform einer gekurvten brückengeometrie.

höhenlage der brücke
sanfte rampen mit 4 prozent steigung führen auf beiden seiten zum niveau der neuen brücke, welches um ca. einen meter gegenüber dem vorkainiveau angehoben ist. dies bietet den vorteil, daß die vorkaimauer inklusive des randsteins zum donaukanal völlig unverändert erhalten bleiben kann, da ein teil des auflagers der brücke über die vorkaimauer auskragen kann. alle notwendigen fundierungsmaßnahmen für die brücke beginnen erst hinter dem randstein. die zur brücke führenden rampen machen die benutzer sanft auf die änderung vom vorkaiweg zur brücke aufmerksam. dies wird unterstützt von der änderung des belags, dem wechsel rampengeländer zu brückenbrüstung und am abend der speziellen lichtsituation auf der brücke. die leicht höher gelegte brücke bietet zudem weniger widerstand bei hochwasserführendem schwemmgut.
erscheinungsbild
ausgehend von der bedeutung des erscheinungsbildes der radetzkybrücke wurde eine möglichst schlanke brücke angestrebt. wie eine dünne linie sollte sie die radetzkybrücke so wenig wie möglich stören. keine hohen elemente wie pylone oder andere seil- oder fachwerkskonstruktionen. eine dünne, geschlossene ansichtsfläche, reduzierte gestaltung, zurückhaltend, einfach, klar, in einer hellen erscheinung in anlehnung an die farben der kaimauern und der urania.

hebevorgang
zwei hydraulische teleskoparme heben den gesamten brückenbogen in den  drittelpunkten um ca. 31 grad in die höhe, bis das notwendig lichtraumprofil erreicht ist. sämtliche dafür notwendigen mechanismen wie hydraulik, pumpen, ölwannen, etc. sind in der brückenbrüstung eingebaut. dies hat den enormen vorteil, daß im hochwasserfall nur die enden der ausgefahrenen teleskope im wasser stehen und alle heiklen systeme im trockenen schweben. es gibt keine vor hochwasser zu schützenden einbauten für hebemechanismen, gegengewichte oder ählichem im vorkai. die ungewöhnliche kippung der gekurvten brückenkonstruktion zu einem in der luft stehendem großen bogen unterstreicht die faszination des hebevorgangs und wird zu einer einzigartigen attraktion.

lichtkonzept
in die brückenbrüstungen eingeschnittene lichtstreifen beleuchten den brückenboden und setzen durch die schrägstellung der brüstungswände auch die benutzer der brücke ins licht. zusätzlich beleuchten handlauflichter diese brüstungswände. dadurch werden die hellgrau beschichteten brückenboden- und brückenbrüstungsoberflächen zu einer hell leuchtenden und reflektierenden brückeninnenseite, welche ein freundliches und angstfreies ambiente erzeugt. lichter auf der brückenunterseite leuchten ins wasser und erzeugen über die reflexion auf den brückenaußenseiten ein für das wasser typisches flackern. im gehobenen zustand werden die teleskope zusätzlich ins licht gestellt, um ihre bedeutung hervorzuheben. vor dem hebevorgang kann die lichtfarbe der gesamten brückenbeleuchtung auf rot wechseln und mit einem blinken anzeigen, daß die brücke zu räumen ist.
adresse:
wien, österreich

architektur:
fasch&fuchs.architekt:innen

team architektur:
bianca mann, matthäus stracke, erwin winkler

statik:
werkraum ingenieure zt gmbh

rendering:
laublab


wettbewerb:
2009