städtebauliches konzept
das grundstück markiert die nördliche torsituation zum wohnentwicklungsareal frachtenbahnhof. diese position erfordert von der bebauung eine prägnante städtebauliche haltung. die unmittelbare nachbarschaft zum gleiskörper der bahn ist in lärmtechnischen belangen mit höchster sensibilität zu behandeln. gleiskörper sind - vom negativen lärmaspekt abgesehen - ein großstädtisches element mit der damit verbundenen symbolik des reisens, des anschlusses an andere regionen und länder. diese positive, unterschwellig vorhandene konnotation und die weite des umgebenden stadtraums dienen als präsente, den weg begleitende elemente der erschließungs- und wohnungsvorzonen. die schnittstelle zwischen großstadt und wohnhof wird durch den filter der erschließungszone und der grünen vorgärten gebildet. die grünzone im wohnhof wird bei ausschöpfung der zulässigen ggf für alle bewohner als erholungszone freigelassen.
organisation
das erdgeschoßniveau liegt 1,5m über terrain. damit sind die erdgeschoßwohnungen und die allgemeinflächen abgehoben vom straßenniveau. die garage liegt halbgeschoßig im gelände und kann somit natürlich belüftet und belichtet werden. die erschließung der wohnungen führt über lärmgeschützte und doch frischluftdurchspülte laubengänge. die eingänge zu den wohnungen liegen an den „vorgärten“, die die kommunikation unter den bewohnern ermöglichen, und zugleich den wohnungen eine halbprivate vorzone bieten. zudem strukturieren diese zweigeschoßigen einschnitte die „stadtfassade“ und setzen den beginn der intention der hängenden gärten. durch die positionierung der vorgärten wird zudem eine, dem reiz der großstadt adäquate, und dennoch lärmgeschützte wohnorganisation ermöglicht.
allgemeinflächen
identitätsbildung und wohnzufriedenheit erfordern auch allgemeine räume, die zum spielen, tratschen, zu versammlungen und gemeinsamen festen einladen. die erforderlichen flächen für waschküche und trockenraum werden kombiniert mit allgemeinen indoor und outdoor flächen im verteilerpunkt der eingangszone. damit wird die erdgeschoßzone - neben einigen wohnungen mit gärten - als erschließung und treffpunkt für alle bewohner angeboten. der weg zur zentralen vertikalen erschließung führt fußläufig sowohl über die straße als auch über den wohnhof.
hängende gärten
das besondere der wohnquartiere des frachtenbahnhofes wird auch durch die vertikale durchgrünung geprägt. nicht nur zum wohnhof werden die hängenden gärten als wichtiges element der wohnungen angeboten, sondern auch in den vertikalen vorgärten der wohnungen. die zweigeschoßigen einschnitte sind mit bäumen und kletterpflanzen bewachsen. die pflanzen filtern zwischen privatbereich und erschließung, zwischen stadt- und wohnbereich.
erhöhung der wirtschaftlichkeit
der lärmschutz und die hängenden gärten erfordern investitionen, die durch wirtschaftliche maßnahmen kompensiert werden können:
das erdgeschoßniveau liegt auf + 1,5 m über anschließenden terrain. damit liegt das niveau der garage auf – 1,3 m unter terrain. die stellplätze sind natürlich (laut OIB 2.2) belüftet, es sind keine weiteren brandschutzeinrichtungen erforderlich. es gibt nur eine garagenebene, die geringe unterbelegung für die wohnungsstellplätze wird an den freien autostellflächen an der wohnstraße kompensiert. der potentiell kontaminierte aushub wird minimiert. sämtliche erschließungsgänge zählen nicht zur GGF, da sie nach oben offen sind (trotz versetzt angeordneten witterungsschutz). der lärmschutz ist gewärleistet. durch den nach oben offenen erschließungsbereich ist die natürliche luftdurchspülung möglich, konditionierte raumbelüftungen sind nicht erforderlich. das raumvolumen der erschließungszonen muß nicht beheizt werden. die zulässige GGF kann ausschließlich für die maximierung der wohnfläche herangezogen werden.
wohnökologisches konzept
große fensteröffnungen nach süden und südwesten zum ruhigen grünhof ermöglichen eine optimale ausnutzung passiver sonnenenergie. auskragende balkone und terrassen mit zusätzlichen aussenliegenden sonnenschutz zur optimalen abschattung verhindern sommerliche überhitzung. massivbauweise durch baustoffe mit hoher wärmespeicherkapazität sorgt für behagliches raumklima. die süd und südwestausrichtung aller wohnungen ermöglicht beste tageslichtnutzung sowie helligkeit und direktes sonnenlicht mit hohem energieeintrag im winter. helligkeit und direkte sonneneinstrahlung im winter werden häufig als einer der wichtigsten wohnungsbezogenen parameter für die kauf/mietentscheidung eines wohnprojekts genannt. alle wohnungen besitzen eine querlüftungsmöglichkeit. die prominente anordnung und die ideale erreichbarkeit der fahrradabstellplätze stellt einen beitrag zu ökologischen und gesundheitsfördernden maßnahmen hinsichtlich wohnökologie dar.
baubiologie
PVC- und chlorfreie bodenbeläge, HFKW- und HFCKW-freie baustoffe, emissionsfreie kleber, umweltfreundliche innenausstattungsmaterialien. sorgfältiger umgang mit bauchemikalien zur vermeidung ökologisch und gesundheitlich bedenklicher stoffe wie z.bsp. weichmacher, biozide, schwermetalle, sanitärinstallation aus weitestgehend halogenfreien materialien, keine verzinkten stahlrohre bei den trinkwasserinstallationen, kein einsatz von wirkstoffhaltigen holzschutzmitteln in dach und wandaufbauten.
freiraum, grünraum, stadtökologie
ein großzügiger grünbereich bietet den kindern und erwachsenen des wohnbaus ausreichend platz zum spielen und bewegen. so wird aufenthaltsqualität für jung und alt geschaffen. die bäume im innenhof bilden einen grünfilter zwischen wohnhaus und nachbargebäuden.
fassadenbegrünung:
in den loggien sind im boden mit dachsubstrat befüllte großflächige pflanzbeete integriert. sie liegen 40cm über der fußbodenoberkante und können individuell gestaltet werden. die möglichkeit für einen grünen garten vor dem fenster ist jeder wohnung gegeben. zusätzliche kletterseile, die von einer ebene zur anderen gespannt werden, bieten beschattung und komplementieren den effekt einer grünen fassade.
soziale nachhaltigkeit
die bereits oben beschriebenen übergänge zwischen öffentlich, halböffentlich, halbprivat und privat, der weg zwischen eingang der wohnhausanlage und der privaten wohnungseingangstür stellt einen wichtigen aspekt für soziale treffpunkte und begegnungsmöglichkeiten dar. ziel sind möglichst nutzungsneutrale, multifunktionale, mehrfach nutzbare, flexible räume, welche den soziodemographischen veränderungen und den unterschiedlichen bedürfnissen der menschen in allen lebenslagen entsprechen können. es wird eine variantenvielfalt der wohnungen mit hoher identifikationsmöglichkeit der bewohner angestrebt. die vorgeschlagenen grundrisse zielen auf zeitgemäße wohnformen, die nicht ausgewiesene monofunktionale räume, sondern übergangsräume für wohnen/küche/essen und koppelbare zimmer ermöglichen. kompaktheit des baukörpers, wirtschaftliche grundrisse, gute möblierbarkeit, robustheit in der materialwahl sowie augenmerk auf niedrige betriebs- und erhaltungskosten tragen zur sozialen nachhaltigkeit bei. jeder bewohner hat die möglichkeit den eigenen kräutergarten, tomaten oder sonnenblumen vor dem wohnraum im grünstreifen zu züchten.
statisches kozept
das gebäude wird als stahlbetontragwerk hergestellt und über einen sehr wirtschaftlichen achsenraster von 7.50m aufgebaut. dieser raster wird ausgehend von dem parkdeck in allen geschoßen für die lastabtragung heran-gezogen. der großteil der wohnungstrennwände liegen auf den achsen und werden als tragende stahl-betonwände errichtet. die nichttragenden gebäudehüllen, welche ohne eingriff in die tragstruktur adaptiert werden können, sowie eine einfache haustechnikverteilung mit vertikalen schächten und kurzen leitungen, nichttragende zwischenwände und ein minimum an festen einbauten sind die vorraussetzung für flexibilität, veränderbarkeit und mitwachsende wohnräume. zur vermeidung von wärmebrücken werden die balkone und terrassen, sowie die erschließungs-zonen an der bahntrasse in stahlkonstruktion vor die gebäudehülle gehängt, bzw. gestellt.