2014

volksschule landeck

eu weiter, nicht offener realisierungswettbewerb
  • wettbewerb
bestandsgebäude
die ursprüngliche volksschule aus dem jahr 1902 war ein in proportion und fassadengestaltung stimmiges gebäude, ein kind seiner zeit. mehrere sanierungsphasen, eine aufstockung und ein unglücklicher zubau im westen inklusive neuem putzkleid veränderten das ursprüngliche gebäude zum negativen. die heutige gestalt des gebäudes hat nichts mehr mit dem historischen gebäude zu tun und ist in seinen jetzigen proportionen verunglückt, es ist zu hoch und nicht kindgerecht.
technisch und funktional entspricht das gebäude nicht mehr den anforderungen unserer zeit. vor allem die neuen, zukunftsweisenden raumkonzepte, welche der ausschreibung beiliegen, lassen sich in der alten gebäudestruktur nicht effizient umsetzen. um ein minimum an offenheit und fliesenden raumübergängen innerhalb der cluster, oder im eingangsbereich die geforderte offenheit mit aula, musikraum, essbereich, bibliothek zu ermöglichen, müssten mit hohem aufwand zahlreiche tragende wände entfernt und die darüberliegenden schweren ziegelwände unterfangen werden. 
der neue turnsaal ist nur schwer in das alte gebäudekonstrukt zu integrieren.
die geforderte neue tiefgarage müßte um das alte gebäude herum gebaut werden und ist dadurch nicht optimal anzubinden, eine flächensparende organisation der stellplätze wäre nicht möglich.
der abbruch der bestehenden volksschule ermöglicht völlig neue städtebauliche chancen für eine neuformulierung und aufwertung des bildungscampus volksschule – neue mittelschule – musikschule, eine neue verkehrslösung mit optimaler tiefgaragenanordnung und nicht zuletzt ein in allen belangen optimiertes gebäude für die volksschule. zudem ist ein abbruch langfristig, insbesonders hinsichtlich energieeffizienz betrachtet, wirtschaftlich günstiger.
der bestand ist für das bauvorhaben eine belastung, deshalb schlagen wir den abbruch des gebäudes vor.

städtebauliches konzept
durch den abbruch der alten volksschule wird ein städtischer raum frei, welcher auf drei seiten von öffentlichen, zum teil sehr großen gebäuden wie kirche, neue mittelschule, musikschule, klösterle, altem und neuem widum begrenzt wird. die vierte seite im westen dieses platzes ist geprägt von kleinteiligen, niedrigen privathäusern.
das gebäude der neuen volksschule nimmt bezug auf diese ausgangssituation, indem es zu den kleinen privathäusern niedrig bleibt und terrassenförmig zu den öffentlichen gebäuden hin höher wird, eingeschoßig im westen und dreigeschoßig im osten.
es entsteht ein großer, zusammenhängender bildungscampus mit neuer mittelschule, musikschule, volksschule und vielleicht zukünftigem kindergarten an stelle des neuen widums. dieser bildungscampus wird als großer, befestigter platz ausgebildet, welcher alle gebäude bis hin zur kirche verbindet. die sehr mächtigen bäume des alten schulgartens bleiben auf großen grüninseln bestehen, die horizontal im geneigten platz liegen, dadurch entstehen sitz- und liegemöglichkeiten  für die schülerInnen und andere benützer des öffentlichen raumes. der platz funktioniert als shared space, in dem alle verkehrsteilnehmer gleichrangig sind.

indoorcampus
direkt vom neuen schulplatz aus gelangt man über einen gedeckten, regengeschützten vorbereich in das zentrum der neuen schule.
aula, essbereich, musikraum, bibliothek, turnsaal mit galerie, und boulderhalle bilden eine großzügige, zusammenhängende spiel- und lernlandschaft, den indoorcampus, welcher sich um einen innenhof, dem outdoorcampus mit sitzarena formt.
indoor- und outdoorcampus bieten raum für veranstaltungen aller art und sind treffpunkt für alle schüler. sie laden ein zum sitzen und beobachten, sind erholungs-, spiel- und lernraum und ermöglichen eine gute orientierung im inneren des gebäudes.
die räumliche konzeption des indoorcampus soll den geist der schule unterstützen:
offenheit, übersichtlichkeit, orientierbarkeit, vernetzung, großzügigkeit, lichtdurchflutete freundlichkeit.
in der warmen jahreszeit können speisesaal, bibliothek und die sonderunterrichtsräume zum outdoorcampus geöffnet werden, es entstehen fließende, kaum merkbare übergänge zwischen innen und außen. dies ermöglicht essen oder entspannen im freien und arbeiten in outdoor-ateliers.   

cluster
die cluster sind terrassenförmig in zwei ebenen über dem erdgeschoß situiert.
jeweils zwei oder drei unterrichtsräume verbinden sich mit der offenen lernlandschaft und der garderobe zu einem cluster. 
große dachsheds erweitern die lernlandschaft in seiner höhe und sorgen zusätzlich für eine optimale, blendfreie belichtung.
durch schiebewände sind die unterrichtsräume eines clusters zu den lernlandschaften fließend öffenbar, glaselemente ermöglichen den pädagogInnen die lernzonen von den angrenzenden räumen aus zu überblicken. 
alle lernlandschaften haben einen unmittelbaren ausgang zu den direkt vorgelagerten terrassenartigen freibereichen.
die dachsheds werden mit sitzstufen für freiklassen ausgebildet.
freiraum
unterricht im freien, sogar regengeschützt, kann in unmittelbarer nähe der klassen und lernlandschaften stattfinden.  
teil des räumlichen konzepts ist die erweiterung der lernbereiche um einen direkt davor liegenden außenbereich.  
schattenspendende bäume im indoorcampus oder in erdkörpern auf den terrassen können als sitz- oder liegegelegenheit genutzt werden.
die verschiedenen räumlichen situationen bieten für unterschiedliche gruppen und personen ein vielfältiges angebot an nutzungen. die bereiche sind übersichtlich und offen, für alle und vieles nutzbar.

externe nutzungen
für die externen nutzungen der schützenkompanie und der schützengilde, dem lager für den museumsverein, sowie die externen nutzer von boulderhalle und turnsaal gibt es einen eigenen eingang von der westseite aus, somit können diese nutzungen völlig unabhängig vom schulbetrieb stattfinden.
die stadtbücherei bekommt einen eigenen, prominenten eingang von der nordseite des schulplatztes aus, direkt gegenüber vom klösterle und der musikschule und wird dadurch eine wichtige institution auf dem gesamten bildungscampus.  die lage der stadtbücherei im gebäude ermöglicht eine interne verbindung zu indoor- und outdoorcampus der schule.

tiefgarage
der neubau der volksschule ermöglicht eine effiziente und platzsparende anordnung der tiefgarage, da sie nicht auf restflächen um ein bestehendes gebäude herumgebaut werden muß.
ein –und ausfahrt, sowie der zugang liegt an der nordwestecke des grundstücks, zur volksschule gibt es eine direkte, interne verbindungsmöglichkeit. 

brandschutz- und fluchtwegekonzept
alle tragenden bauteile werden in stahlbeton ausgeführt, somit wird die tragende konstruktion des gebäudes in der klassifikation r90-a2 errichtet.
das terrassenförmige gebäude ermöglicht von den beiden obergeschoßen fluchtwege direkt auf die terrassen und von dort weiter auf das bestehende terrain.
tiefgarage und untergeschoß volksschule erhalten eine gemeinsame zusätzliche fluchttreppe an der südostecke. 
von jedem punkt des gebäudes erreicht man den außenraum (höfe, terrassen) in einer gehweglänge von weniger als 40m, wobei die flucht jeweils zumindest in zwei richtungen möglich ist.

energetisches konzept
das energiekonzept beruht auf der passiven optimierung des gebäudes inkl. dem verzicht auf abgehängte decken zur nutzung der verfügbaren speichermassen (stahlbetondecken und wände). akustikelemente werden so abgehängt, daß die speicherwirksamkeit erhalten bleibt.
die grundlastheizung des hoch gedämmten gebäudes erfolgt im strahlungsprinzip über die betonkernaktivierung, die lastspitzen werden mittels statischer heizflächen bedarfsabhängig abgedeckt.
in der nacht können hierfür vorgesehene oberlichten geöffnet und somit eine regengeschützte querlüftung ermöglicht werden. mit dieser maßnahme wird die warmluft aus dem gebäude abgeführt und kühlere außenluft eingebracht. mit der nachtluft werden die speichermassen wieder abgekühlt und die räume für den nächsten tag konditioniert.
breite vordächer oder auskragende gebäudeteile sorgen für blendfreie belichtung der schuleinheiten, vermeiden eine sommerliche überwärmung und ermöglichen regengeschützte lüftungsmöglichkeiten.
grünflächen auf den dächern mit einer starken humusschicht absorbieren und verzögern den energieeintrag und tragen somit zu einer zusätzlichen thermischen stabilisierung bei. während der verdunstung der erdfeuchte tritt ein kühleffekt durch die dabei frei werdende latente wärme ein.

ökonomie und ökologie
um eine große variabilität im inneren der gebäude zu ermöglichen, werden tragende wandscheiben nur in dem ausmaß eingesetzt, wie sie für die horizontalaussteifung des gebäudes erforderlich sind. 
die tragenden elemente sind stahlbetonstützen und stahlbetondecken, teilweise mit stahlbetonunterzügen.
optional werden die obersten decken überwiegend mit fertigteilelementen aus brettstapelholzdecken mit akustikfräsungen an der untersicht hergestellt. dies ermöglicht einen hohen grad an vorfertigung und eine rasche bauausführung. 
bei der wahl der baustoffe wird großes augenmerk auf die belange ökologischer rucksack, co2- emission durch herstellung, transport und rückbau der baustoffe gelegt.
adresse:
landeck, österreich

architektur:
fasch&fuchs.architekt:innen

team architektur:
robert breinesberger, amirah tröthandl, erwin winkler

modell:
patrick klammer


wettbewerb:
2014