2018

kulturgarage aspern

gemeinsam mit gustav deutsch und hanna schimek

geladener, einstufiger wettbewerb,
1. preis
  • wettbewerb
programm der auslobung
das kulturprojekt kulturgarage soll ein gestaltender faktor und katalysator der lebenswelt eines im enstehen begriffenen quartiers sein, eine kulturelle grundversorgung auch im niederschwelligen bereich gewährleisten und impulse setzen.
die kulturgarage sollte einen öffentlichkeitswirksamen ort darstellen, der aktiv in den außenraum strahlt und versucht innen und außen auf einen nenner zu bringen, sowie „prozesse“ abseits von der tagesordnung in gang zu setzen.

grundsätzliche überlegungen
das foyer als vorbereich für die eigentlichen veranstaltungsräume ist die entscheidende schnittstelle für diese vom auslober formulierte aufgabenstellung.
das foyer verbindet wie selbstverständlich innen und außen, dies bedeutet größtmögliche transparenz und eine niveaugleiche situierung mit dem vorplatz, große öffenbare elemente lassen die grenzen zwischen innen und außen verschwinden und generieren die gewünschte ausstrahlung in den außenraum. kleine eingriffe in die bestehende planung von erd- und untergeschoß bringen eine verbesserung der foyersituation. 
die fertigteilhochgarage bleibt unverändert.

foyer
durch die verlegung der probebühne in das im tiefgeschoß liegende pausenfoyer des vorliegenden entwurfs werden die eingangs formulierten ziele erreicht.
es entsteht ein großzügiges, offenes foyer in direkter erweiterung des eingangsplatzes mit vielfältigen innen-außen-verbindungen. das neue foyer erhält ausreichend tageslicht und strahlt auch in die sonnenallee aus. 
durch die verlegung der probebühne werden die seitlich angebrachten erschließungsgänge in den großen veranstaltungsraum nicht mehr notwendig und können entfallen, das foyer kann zusätzlich richtung vorplatz vergrößert werden. die zu- und abgänge bei großveranstaltungen können nun direkt aus dem foyer in den großen saal erfolgen.
obwohl die westfassade nicht gegenstand der wettbewerbsaufgabe ist, wird optional folgende zusätzliche maßnahme zur attraktivierung des gesamten foyerbereichs vorgeschlagen:
durch eine abrückung der erd- und untergeschoßfassade von der grundstücksgrenze könnte auch diese fassade transparent gestaltet, durch die versorgung mit tageslicht wesentlich aufgewertet werden, ein- und ausblicke in den foyerbereich werden ermöglicht. (siehe auch brandschutzkonzept)
die bar und der barbereich wird unmittelbar in der nähe des eingangs situiert, in der warmen jahreszeit kann sich der gastronomiebereich nach außen auf den vorplatz erweitern.
eine großzügige verbindung zu den ebenerdig liegenden büro- und atelierräumlichkeiten im benachtbarten wohnbau schafft die notwendige vernetzung zwischen veranstaltung und organisation.

probebühne
die probebühne in ihrer neuen lage im unteren teil des foyerbereichs ist durch mobile wandelemente öffenbar und dem foyer zuschaltbar. die optionale öffnung der westfassade würde die möglichkeit bieten, den veranstaltungsbereich bei ausstellungen, workshops, lesungen etc. sowohl bei geschlossener als auch geöffneter probebühne mit tageslicht zu versorgen.

veranstaltungssaal
der veranstaltungssaal wird aus akustischen und lichttechnischen gründen als blackbox ausgeführt. da eine flache ausführung der galerie auf erdgeschoßniveau aufgrund der sichtproblematik nicht sinnvoll ist, wird die galerie mit einer fixen tribüne ausgestattet.
um für die unteren ränge auch optimale sichtbedingungen zu erhalten werden diese mit einer ansteigenden teleskoptribüne ausgestattet. dadurch wird der große veranstaltungssaal zu einer einheit und zerfällt nicht in die zwei bereiche einer ansteigenden galerie und einer ein geschoß tieferliegenden flachen sitzaufstellung. bei einer veranstaltung mit stehplätzen kann die teleskoptribühne innerhalb kurzer zeit eingefahren werden.
im veranstaltungsfall kino schaffen einfache, schwere vorhänge gewünschte raumgrößen auf der galerie oder auch im unteren bereich, je nach positionierung der leinwand.

materialkonzept
hauptziel des vorliegenden konzepts ist die optimierung der räumlichen situation und die maximierung der transparenz zwischen innen und außen, sowie damit einhergehend die verbesserung der tageslichtsituation im gesamten foyerbereich.
im mittelpunkt steht das jeweilige kulturelle angebot in dafür möglichst optimalen raumsituationen unter bester akustik und idealen sichtmöglichkeiten.
vorhänge oder mobile wandsysteme schaffen der besucheranzahl und der veranstaltungsart angepasste, unterschiedliche raumgrößen.
aufgrund des knappen budgets wird auf hochwertiges design verzichtet, der „edelrohbau“ mit ungespachtelten, nur gemalten decken und wänden vermittelt niederschwelligkeit und veränderbarkeit mit werkstatt- und ateliercharakter.
hauptdarsteller ist die veranstaltung und nicht das designmöbel.
die blackbox des großen veranstaltungsraumes wird dunkel gehalten, wände und decken nur schwarz gestrichen, mit frei hängenden akustikpaneelen und dunklem mobiliar. die veranstaltung soll im licht erstrahlen, der raum und seine gestaltung bleiben im hintergrund.
im gegensatz zur black box ist das foyer mit hellen oberflächen tageslichtoptimierend und einladend, am abend strahlt es durch kunstlicht beleuchtet nach außen. die möblierung setzt farbige akzente.
konzept und visuelle gestaltung
für das konzept und die visuelle gestaltung der planen-elemente sind 4 kriterien maßgebend: 
• nachhaltigkeit
• interaktivität
• kulturkritik
• antiästhetik
das konzept sieht die wiederverwendung von großformatigen fassadenplanen vor, die mit werbebildern, ausstellungsankündigungen, fassadensimulationen etc. bedruckt sind, wie sie bei gebäuderestaurierungen zum einsatz kommen. 
die planen werden in die größe der fassadenelemente zerschnitten, mit hochdruck-wasserdampf gereinigt und auf die stahlrahmen der planen-elemente aufgespannt. die aufteilung erfolgt nach einem künstlerischen entwurf, der den bilderzeilen eines abstrakten mega-mangas gleicht. 
die wiederverwendung von fassaden-planen ist neben dem wirtschaftlichen faktor vor allem auch durch den aspekt der nachhaltigkeit geprägt. 
die semi-transparenten planen mit den fragmentarischen werbe-, kultur-, architektur-aufdrucken werden bei nacht durch die scheinwerfer der zu ihren parkplätzen fahrenden autos hinterleuchtet, und so zu einem interaktiven animationsfilmhaften lichtspiel. 
die zerstückelten, gedrehten, auf den kopf gestellten werbsignets- und botschaften, die zerschnittenen überdimensionalen darstellungen von kleinformatigen historischen gemälden und die fragmentierten historisierenden fassadensimulationen, werden als kulturkritik verstanden. 
durch die verwendung und gleichzeitig umdeutung einer im restaurierungs- und bauwesen bekannten fassaden-verhüllungsmethode, wird der gefahr der behübschung durch antiästhetik entgegengewirkt. 
die unterste reihe der fassaden-planen soll durch die werbebanner der veranstaltungen in der kulturgarage gestaltet und laufen ergänzt werden, die sich grafisch von den restlichen planen unterscheidet (z.B. durch ausschließliche gestaltung in schwarz/weiß).

gekrümmter strassenraum sonnenallee
die krümmung der sonnenallee lässt sich mit den geometrischen vorgaben für die optimale stellplatzanordnung eines parkdecks nur schwer abbilden, eine mit abstand vor dem parkdeck stehende fassade wäre konstruktiv sehr aufwendig und teuer.
eine der gekrümmten linie der sonnenallee folgende baumreihe aus schnell- und hochwachsenden pappeln (durchmesser bis zu 5 meter, höhe 20 bis 25 meter) zeichnet diese krümmung nach und bildet einen natürlichen, grünen filter zwischen parkdeck und sonnenallee.

brandschutz- und fluchtwegekonzept
die mischnutzung des objekts (veranstaltungsbereiche / parkhaus) wurde in der brandschutzplanung durch getrennte fluchtmöglichkeiten und getrennte brandabschnitte berücksichtigt.
bei der gestaltung der fassade des parkhauses in offener bauweise wurde auch aus brandschutztechnischen gründen ein großteil der außenwandfläche nicht verschlossen ausgebildet, sodass der rauch- und wärmeabzug im parkhaus ausreichend erfüllt ist.
die abstände zur verhinderung einer brandübertragung zu angrenzenden bauwerken oder grundstücken sind ausreichend gegeben (abrücken der glasfassade von der grundstücksgrenze an der westfassade). weitere wichtige parameter für den ansatz der brandschutzbewertung (feuerwiderstand, fluchtwege, baustoffe, usw.) wurden im hinblick auf die gebäudesicherheit berücksichtigt.

statisches konzept
ausgangspunkt für die konstruktive konzeption des beitrags war das bestreben, die räumliche qualität des veranstaltungsbereichs der kulturgarage zu optimieren, ohne die geplante konstruktion der beiden geschoße grundsätzlich zu verändern. die gesamte konstruktion des parkdecks bleibt unverändert. unter fortführung des konzipierten tragsystems des gebäudes werden anpassungen demnach nur in teilbereichen des ug und eg vorgenommen.
zur schaffung eines großzügigen foyerbereiches wird vorgeschlagen, das stützenraster der decke über eg im westlichen teil abzuändern, von 7,70m * (5,00+6,25+5,00)m auf 7,70m * (5,00+8,75+2,50)m; in verbindung mit dem vorgeschlagenen versatz der außenfassade im eg ergibt sich dadurch eine reduktion der innenstützenreihen von drei auf eine. im östlichen gebäudeteil wird das gleiche ziel durch verlängerung dass geplanten regel-deckensystems der veranstaltungshalle bis an das westliche gebäudeende erreicht.
ein weiterer eingriff zur schaffung eines großzügigen und ansprechenden raumgefüges für die kulturgeschoße ist die kürzung der „blackbox“ im nörd-östlichen gebäudeabschnitt um 4 querachsen (10,20m), also von 41,00m auf 30,80m. eine solche kürzung scheint auch in hinblick auf die erforderliche gebäudestabilisierung (erdbeben etc.) möglich, einerseits in hinblick auf die ausreichend vielen, verbleibenden stahlbetonwände im sockelbereich, andererseits auf die möglichkeit, die aussteifungsverbände der parkgeschoße direkt bis zur gründung zu führen.
im bereich des deckensprungs (achse d) wird ein stahlbetonträger (unter+überzug) ausgebildet, auf dem die beiden untersten parkgeschoßdecken jeweils auflagern. spannweite des trägers: 2 * 7,70m
die weiteren tragstrukturen des gebäudes sind von den adaptierungen nicht betroffen.

fassaden
die bespannung der fassaden wird durch schlanke, geknickte stahlrahmen gehalten, welche im bereich der deckenunterzüge am parkhaus befestigt und untereinander mit stahlrohren verbunden sind. die rohre werden in führungen gelagert, die einen einfachen tausch der bespannungen ermöglicht.
adresse:
wien, österreich

architektur:
fasch&fuchs.architekt:innen

team architektur:
christian daschek, gizem dokuzoguz, fred hofbauer, uros miletic

fassadengestaltung:
gustav deutsch und hanna schimek

rendering:
aberjung gmbh


wettbewerb:
2018

siehe projekt