volksschule siezenheim

städtebauliches konzept
das grundstück für die neue volksschule in siezenheim ist durch seine lage auf dem areal der schwarzenbergkaserne geprägt. die nordseite des grundstücks schließt direkt an die mühlsteinstraße an, die westseite grenzt an eine einfamilienhausstruktur, während im osten und süden das militärgelände mit seinen dazugehörigen lagerhallen, werkstätten und übungsanlagen liegt.
die auslobung spricht von einer abstoßenden umgebung, mit möglichen immissionen wie staub und lärm sei zu rechnen.
auf grund dieser ausgangslage wird ein eingeschoßiges gebäude mit einem großem, u-förmigen eingangshof entwickelt, das auf drei seiten von einer zweieinhalb meter hohen, grün bewachsenen wand aus recycling ziegel als sicht- und lärmschutzwand umgeben ist.
grundgedanke ist ein flaches, niedriges gebäude, das hinter einer schallschluckenden wand keine gegenseitigen sicht- und lärmbeziehungen zu den nachbarn zuläßt, aber den ausblick auf das bergpanorama und zum öffentlichen raum richtung mühlsteinstraße ermöglicht.

situierung am grundstück
das u-förmige gebäude ist so situiert, daß sich der eingangshof großzügig zum öffentlichen raum der mühlsteinstraße orientiert. ausgehend von der neuen bushaltestelle und der kiss & go-zone gelangen die schüler*innen in ein kleines schulwäldchen, das als grüner filter zwischen straße und eingangshof dient.
der eingangshof erhält in seiner mitte einen großen, abgesenkten bereich, die schularena, welche die im untergeschoß liegenden räume der trachtenmusikkapelle erschließt und großzügig belichtet.
das gesamte erdgeschoß ist gegenüber dem gelände um einen meter erhöht, dadurch muss die schularena nicht so weit abfallen und das aushubmaterial kann zum großteil unter der erdgeschoßdecke wieder verwendet werden.

raumkonzept
die beiden cluster der volksschule bilden die beiden schenkel des u-förmigen gebäudes, während alle gemeinsamen räume wie aula, sonderunterrichtsräume, verwaltung und nachmittagsbetreung im verbindenden bauteil dazwischen liegen.
das zentrum des gebäudes bildet die großzügige aula direkt an der längsseite der abgesenkten turnhalle mit zuschauertribüne, speisesaal, bibliothek und temporär abtrennbarem musiksaal. 
dieser indoorcampus bietet raum für veranstaltungen aller art und ist treffpunkt für alle kinder. er lädt zum sitzen und beobachten ein, ist erholungs-, spiel- und lernraum und ermöglicht eine gute orientierung im inneren des gebäudes. die räumliche konzeption soll den geist der schule unterstützen: offenheit, übersichtlichkeit, orientierbarkeit, vernetzung, großzügigkeit, lichtdurchflutete freundlichkeit, fließende übergänge zwischen innen und außen.
leseecken, sitzstufen, ruhebereiche, lernnischen, kuschelecken, sitzfensterbänken bieten ein reichhaltiges angebot an unterschiedlichen raumerlebnissen.
an die aula anschließend werden die übrigen raumgruppen wie verwaltung, sonderunterrichts¬-räume und nachmittagsbetreuung um zwei kleine innenhöfe angeordnet. diese geschützten außenbereiche bieten raum für spielen, lernen, essen und ruhen.

cluster
jeweils fünf klassen bilden mit zwei gruppenräumen und dem raum für offenes lernen einen cluster, der durch die räume für lehrmittel, wc und garderoben ergänzt wird.
die garderoben können auch direkt von außen betreten werden und dienen so als perfekte schmutzschleuße. den klassen vorgelagerte wintergärten sorgen für einen zusätzlichen puffer gegen lärm (autobahn und flughafen) und kälte und bieten eine raumerweiterung in der warmen jahreszeit.
die klassenräume erhalten zusätzlich oberlicht-shedverglasungen und werden dadurch von zwei seiten mit tageslicht versorgt.
dem offenen lernen ist eine gedeckte freiklasse zum lernen und spielen im freien vorgeschaltet.
auf den religionenraum wird verzichtet, da dieser erfahrungsgemäß oft leer steht und dieser unterricht in jedem gerade zur verfügung stehenden raum stattfinden kann.

trachtenmusikkapelle
über die abgesenkte schularena erreicht man direkt die räume der trachtenmusikkapelle.
der hauptprobesaal läßt sich in der warmen jahreszeit zur schularena öffnen, so entsteht eine ideale situation für feste und open-air-veranstaltungen aller art.
in der kalten jahreszeit oder für indoor-veranstaltungen kann der hauptprobesaal richtung turnsaal geöffnet werden und ermöglicht so die direkte verbindung bei konzerten der trachtenmusikkapelle.

bewegung und sport
auf kurzem weg erreichen die schüler*innen aus den clustern über zwei treppen die ebene der turnhalle. großzügige sheddachverglasungen sorgen in der turnhalle für blendfreies nordlicht.
externe vereine können über die abgesenkte schularena direkt zu den umkleiden gelangen, ohne andere bereiche der schule betreten zu müssen.
zwei fluchttreppen dienen zur entfluchtung bei großen veranstaltungen und ermöglichen eine kurze verbindung von den umkleiden zu den spiel- und sportplätzen im freien.

freiraum
für die gesundheit der schüler ist es wichtig, möglichst oft zwischen innen- und außenraum zu wechseln. ein unterricht im freien kann in unmittelbarer nähe der klassen und lernlandschaften stattfinden.
wesentlicher teil des räumlichen konzepts ist die erweiterung der lernbereiche um direkt davor liegende außenbereiche wie terrassen, sitzstufen, freiklassen. in der warmen jahreszeit können aula, bibliothek, speisebereich, nachmittagsbetreuung und die kreativräume zu den überdachten freibereichen geöffnet werden, dies ermöglicht essen oder entspannen im freien und arbeiten in outdoor-ateliers.
der probesaal der trachtenmusikkapelle öffnet sich zur schularena.

statisches konzept
um eine große nutzungsvariabilität im inneren des gebäudes zu ermöglichen, werden tragende wandscheiben nur in dem ausmaß eingesetzt, wie sie für die horizontalaussteifung des gebäudes erforderlich sind.
die tragenden elemente sind stahlbetonstützen und stahlbetondecken in einem sehr wirtschaftlichen raster, alle sheddächer sind aus holzfertigteilelementen konzipiert.

materialkonzept
bei der wahl der baustoffe wird großes augenmerk auf die belange ökologischer rucksack, co2- emission durch herstellung, transport und rückbau der baustoffe gelegt.
alle unterrichtsräume werden mit holzböden ausgestattet, um den boden als sitz- oder spielfläche aufzuwerten. alle übrigen räume erhalten je nach anforderung beschichtungen.
die hinterlüfteten fassaden werden mit holzschalung, die fenster als holz-alu-konstruktionen ausgeführt. die transparenten flächen werden mit einem wirksamen, außenliegenden sonnenschutz versehen. auskragende dächer oder balkone dienen als sonnenschutz bei hoch stehender sonne und schützen die fassaden vor witterung und verschmutzung, erleichtern ihre reinigung und servicearbeiten. bäume vor der fassade tragen zusätzlich zur abschattung bei.

brandschutz- und fluchtwegekonzept
die gesamte tragstruktur wird in stahlbeton ausgeführt.
das zweigeschoßige gebäude ermöglicht in jedem geschoß fluchtwege direkt auf das angrenzende gelände. von jedem punkt des gebäudes erreicht man den außenraum in einer gehweglänge von weniger als 40m, wobei die flucht jeweils zumindest in zwei richtungen möglich ist. von den im untergeschoß liegenden wänden erreicht man über die schularena oder die beiden fluchttreppen den außenraum.

energetisches konzept
das energiekonzept beruht auf der passiven optimierung des gebäudes inkl. dem verzicht auf abgehängte decken zur nutzung der verfügbaren speichermassen (stahlbetondecken und wände).
akustikelemente werden so ausgeführt, daß die speichermassen aktiviert werden können. 
in der nacht können bei entsprechender außentemperatur die oberlichten automatisch geöffnet und somit eine querlüftung ermöglicht werden. mit dieser maßnahme wird die warmluft aus dem gebäude abgeführt und kühlere außenluft eingebracht. mit der nachtluft werden die speichermassen wieder abgekühlt und die räume für den nächsten tag vorkonditioniert.
tiefensonden oder brunnenwasser ermöglichen heizen und kühlen des gebäudes, konditionieren die raumluft, teilbereiche werden mit bauteilaktivierung vorgesehen.
auf den geneigten dachsheds stehen flächen für photovoltaik zur verfügung.
dachvorsprünge und auskragende gebäudeteile sorgen für blendfreie belichtung der schuleinheiten, vermeiden eine sommerliche überwärmung und ermöglichen regengeschützte lüftungsmöglichkeiten. durchgehende außenliegende sonnenschutzeinrichtungen unterstützen die temperaturregulierung, in vielen bereichen ist bei heruntergefahrenen sonnenschutz eine tageslichtführung über die gegenüberliegende seite möglich.
grünflächen auf den dächern mit einer starken humusschicht absorbieren und verzögern außerdem den energieeintrag und tragen somit zu einer zusätzlichen thermischen stabilisierung bei. während der verdunstung der erdfeuchte tritt ein kühleffekt durch die dabei frei werdende latente
wärme ein.

lüftungskonzept
die unterrichts- und verwaltungsräume werden mit einer kontrollierten klassenzimmerlüftung mit wärmerückgewinnung und zulufteinbringung in die unterrichtsräume mit anschließender überströmung über schallgedämmte überströmelemente in die angrenzenden verkehrswege und aufenthaltsbereiche, von wo aus die absaugung stattfindet, ausgerüstet. mit der gewählten luftführung wird eine ausreichende frischluftversorgung der nutzer, unabhängig ihres aufenthaltsortes im raumverband, bei gleichzeitiger reduktion des luftförderstromes auf das notwendige minimum, gewährleistet.
bei veranstaltungen im turnsaal kann die für einen vollbesetzten turnsaal notwendige luftmenge von der anlage übernommen werden, da in diesem fall in der regel die unterrichtsräume nicht besetzt sind.

verkehrskonzept
die geforderten parkplätze werden so in der verlängerung der beiden clusterschenkel angeordnet, daß der zugang zum eingangshof und schularena über das schulwädchen nicht gestört wird.
in der nordwestecke des grundstücks befindet sich der großteil der 45 stellplätze und nur bei großveranstaltungen am abend werden jene in der nordostecke zusätzlich benützt. im alltag wird diese fläche als badmintonplatz und als fahrradparcour verwendet.
entlang der westlichen grundstücksgrenze wird ein streifen für die zukünftige rad- und fußweg-verbindung von baumaßnahmen freigehalten.