2019

neues forum magdalensberg

geladener, einstufiger realisierungswettbewerb
  • wettbewerb
städtebauliches konzept
eine marktgemeinde sucht ihr zentrum.
das gemeindeamt, das wirtshaus, die schule, der greissler und die kirche waren die ecksäulen eines funktionierenden dorfplatzes.
wie kann sich eine gemeinde, die geografisch ein loser zusammenschluß aus 40 ortenschaften ist, als gemeinschaft definieren? dies kann nur durch einen starken – gelebten – zusammenhalt, der sich im gebauten zentrum manifestiert, gelingen.
geistige und physische nahrung werden am dorfplatz in der gemeinschaft konsumiert, hochkonzentriert und durch den sport, zumindest die beobachtung des sports erweitert. fussball symbolisiert die freundschaftliche abhandlung des kräftemessens verschiedener gemeinschaftszugehörigkeiten=mannschaften.
die dichte des angebots für private und gemeinschaftiche bedürfnisbefriedigung macht den platz zur drehscheibe der dörflichen gemeinschaft.
in diesem sinn will sich die marktgemeinde magdalensberg endlich ein zentrum schaffen, das die notwenige identität für ihre gemeinschaft stiftet – das forum magdalensberg.
schule, arzt, sportplatz, nahversorger, gemeindezentrum, bank, vereinsräume, musikkapelle, kulturräume bilden das forum, das über zeitliche etappen errichtet wird.

schule, musik und vereinsleben 
die räumliche verbindung und wechselwirkung zwischen volksschule, musikschule und vereinsräumen bringt allen drei bereichen synergetische vorteile. um die vorteile nutzen zu können, wird ein gemeinsamer eingangsbereich eine aula als markantes zeichen und zugleich herzstück für den schulbau gesetzt. die zweigeschoßige aula verbindet alle geschoße und alle bereiche, setzt sich als bindeglied und puzzlestück zwischen bestand und neubau, zugleich aula, lesetreppe und mediathek erfüllt sie die identitätsstiftenden funktionen, die der bestehenden schule bisher gefehlt haben: ein selbstbewußtes zeichen am forumsplatz, der ort wo schule über den unterrichtsraum hinaustritt, und selbst im freien einen witterungsgeschützten platz für schulveranstaltungen, theateraufführungen oder einfach als aufenthaltsbereich vor und nach der schule bekommt.
die zusäzlich erforderlichen klassen werden als cluster organisiert. klassen, marktplatz, und zugeordnete freibereiche werden in direkter verbindung und fortsetzung zur bestehenden schule im obergeschoß angeschlossen. auch der bestand wird durch sanfte eingriffe in einen cluster mit marktplatz= nachmittagsbetreuung übergeführt. eine vorgelagerte einfache terrasse ermöglicht in zukunft auch hier einen schnellen übergang zwischen der innen- und der außenlernzone. 
die schule wird durch die erweiterung und die sanften umbauten von der gangschule zur bildungslandschaft transformiert.
die bestehenden sanitärblöcke im eg und im og, können - leicht adaptiert - auch die musikschule im erdgeschoß und den neuen cluster im obergeschoß versorgen.
die musikschule ist im räumlichen zusammenhang mit der schule und auch als deren erweiterung ausgebildet. 
die mensa liegt begleitend zu den vereinsräumen am platz, zu dem sie sich auch öffnet, und den platz während der mittagszeit und den veranstaltungen belebt.
die vereinsräumlichkeiten werden mit der musikschule so gekoppelt, daß der große schlagwerkraum auch bei festveranstaltungen als erweiterung oder bühne für den großen saal geöffnet werden kann.

forum magdalensberg
bildungszentrum und kulturbereich bilden den anfang der forumsbildung. durch die positionierung der aula mit der mediathek im westen des platzes, wird dieser zwar zeichenhaft definiert, läßt dennoch eine durchlässigkeit zum bestehenden schulvorplatz zu. das aukragende dach der aula schützt die temporäre bühne, beherbergt zu bestimmten wochentagen einen überdachten  bauenmarkt.
der ehemalige schulvorplatz wird mit zahlreichen bäumen in ein schulwäldchen verwandelt, das den lärm und den staub der strasse filtert. durch eine grüne wand wird der bereich von der straße abgeschirmt, um den gefahrlosen zugang für die schulkinder zu garantieren.
die L-förmige positionierung der aula und des weiteren zubaus markiert das südöstliche eck des zukünftigen forums.
das forumshaus mit der gemeinde, der bank, ärztezentrum und wirtshaus mit gastgarten rahmt den platz gegen südwesten. leicht rückversetzt, um den platz nicht zu dominieren, und trotzdem zu beleben, liegt der nahversorger. seine situierung ermöglicht den kundenzugang vom platz und die anlieferung durch lkws auf der abgewandten seite.  
die drei platzbildenden elemente werden so gesetzt, dass sie den sportplatz nicht abschirmen, sondern integrieren. die sportfans erreichen die tribünen über den platz. vor und nach den spielen wird das forum durch die sportfans belebt.  (zugangskontrollen wären zwischen den baukörpern möglich) 

der platz wird im norden, am hang zur straße durch „kunstwände“ einer permanenten installation mit temporären großformatigen plakatbildern gerahmt. die bespielung wird durch einen beirat kuratiert, der durch die gemeinde nominiert wird. die themenbereiche können in der auseinandersetzung mit dem ort, der mittel- und langfristigen geschichte etc. resultieren. die kunstwände verstehen sich als zeichen nach innen und nach außen, als manifest eines ortes und seines neuen selbstverständnisses.
bäume werden dort gesetzt, wo die gemeinschaft verweilen soll. vorm wirtshaus um den schattigen gastgarten zu markieren, im vorbereich nahversorger, wo noch gewartet wird, und im schuldwald.
sie werden auch als tempobremser in den strasseninseln gesetzt.

fließender und ruhender verkehr
der verkehr der landesstraße wird durch optische und funktionale signale gebremst. optisch wird die strasse nahezu in den platz integriert, um auch dadurch eine geschwindigkeitsreduktion zu erreichen. hochstämmige bäume puffern und bremsen auf den straßeninseln, die auch die zu- und abfahrt aus den nebenstraßen, und zu der busbucht  lenken.
die parkplätze des nahversorgers werden in einer offenen tiefgarage unter dem forum organisiert. 
zusätzliche plätze für die gemeinde sind möglich, sollten dennoch hinterfragt werden, da die geringe gleichzeitigkeit von öffnungszeiten und kulturveranstaltungen für eventuelle sinnvolle reduktionen spricht.

wohnbebauung
die wohnbebauung muß die zentrumsbildung unterstützen. eine gewisse verdichtung ist sowohl im sinne der zentrumsbildung erforderlich, als auch in ökologischer sicht notwendig. die verdichtung wird dem umfeld entsprechend als übergang von der einfamilienhausstruktur zum verdichteten zentrum in zwei- bis dreigeschossigen reihenhäusern und der überbauung des nahversorgers vorgeschlagen.

umspannwerk - jugendzentrum
ein raum der nicht definierten nutzung, der die möglichkeit zur aneignung durch jugendliche bietet, sollte bestehen bleiben. die neuen wohnbebauungen rechtfertigen den platzbedarf für jugendlich. zugleich wird auch dadurch die bildung des zentrums „forum magdalensberg“ gestärkt. die adaptierung des umspannwerkes sollte durch die dorfgemeinschaft erfolgen, um die impulse für die neue gemeinschaft auch in die bevölkerung zu tragen.
an der schnittstelle zwischen neuem forum und jugendzentrum entsteht der generationenpark mit skateanlage.

materialkonzept
bei der wahl der baustoffe wird großes augenmerk auf die belange ökologischer rucksack, co2- emission durch herstellung, transport und rückbau der baustoffe gelegt.
alle unterrichtsräume werden mit holzböden ausgestattet, um den boden als sitz- oder spielfläche aufzuwerten. alle übrigen räume erhalten je nach anforderung beschichtungen.
die hinterlüfteten fassaden werden mit holzschalung, die fenster als holz-alu-konstruktionen ausgeführt. die transparenten flächen werden mit einem wirksamen, außenliegenden sonnenschutz versehen. auskragende dächer oder balkone dienen als sonnenschutz bei hoch stehender sonne und schützen die fassaden vor witterung und verschmutzung, erleichtern ihre reinigung und servicearbeiten. bäume vor der fassade tragen zusätzlich zur abschattung bei.

energetisches konzept
das energiekonzept beruht auf der passiven optimierung des gebäudes inkl. dem verzicht auf abgehängte decken zur nutzung der verfügbaren speichermassen (stahlbetondecken und wände).
akustikelemente werden so ausgeführt, daß die speichermassen aktiviert werden können. 
in der nacht können bei entsprechender außentemperatur die oberlichten automatisch geöffnet und somit eine querlüftung ermöglicht werden. mit dieser maßnahme wird die warmluft aus dem gebäude abgeführt und kühlere außenluft eingebracht. mit der nachtluft werden die speichermassen wieder abgekühlt und die räume für den nächsten tag vorkonditioniert.
balkone, dachvorsprünge oder auskragende gebäudeteile sorgen für blendfreie belichtung der schuleinheiten, vermeiden eine sommerliche überwärmung und ermöglichen regengeschützte lüftungsmöglichkeiten. durchgehende außenliegende sonnenschutzeinrichtungen helfen der temperaturregulierung.
grünflächen auf den dächern mit einer starken humusschicht absorbieren und verzögern den energieeintrag und tragen somit zu einer zusätzlichen thermischen stabilisierung bei. während der verdunstung der erdfeuchte tritt ein kühleffekt durch die dabei frei werdende latente 
wärme ein.

adresse:
magdalensberg, österreich

architektur:
fasch&fuchs.architekt:innen

team architektur:
robert breinesberger, christian daschek, uros miletic, heike weichselbaumer

statik:
werkraum ingenieure zt gmbh

bauphysik:
exikon_skins
, arch. di bernhard sommer
haustechnik:
thermo projekt gmbh

modell:
patrick klammer

photographie:
manuel schaffernak


wettbewerb:
2019